Zusammenfassung Klausurvorbereitung Differentielle Psychologie (Psychologie PFH Göttingen)
Die vorliegende Zusammenfassung kombiniert so kompakt wie möglich die wichtigsten, klausurrelevanten Inhalte aus den Fernlehrbriefen I-IV und eignet sich somit perfekt für die Vorbereitung der Klausur ...
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» Das grundsätzliche Ziel von Persönlichkeitstheorien besteht in der umfassenden Beschreibung und Erklärung
der menschlichen Natur sowie der Einzigartigkeit des Individuums.
» Diese Einzigartigkeit kann sowohl mit der individuellen genetischen Ausstattung als auch mit den individuellen
Erfahrungen in Verbindung gebracht werden.
» Es ist insbesondere dieser Aspekt des menschlichen Erlebens und Verhaltens (psychisch gesunder Menschen),
mit dem sich die Persönlichkeitstheorien und Persönlichkeitsforschung befassen. Der Fokus liegt dabei auch
darauf, wie diese Prozesse sich gegenseitig beeinflussen und ein organisiertes System bilden, das wir als
Persönlichkeit bezeichnen. Der Mensch als „Ganzes“ steht dabei im Mittelpunkt des Forschungsinteresse.
» Als Vorläufer der heutigen Persönlichkeitspsychologie können die Temperamentlehre von Hippokrates sowie
deren Weiterentwicklungen betrachtet werden.
PERSÖNLICHKEIT, CHARAKTER UND TEMPERAMENT:
Wenn wir einen Menschen in seinem Verhalten und Erleben mehr oder weniger umfassend beschreiben, so erschließt sich
aus einer solchen Beschreibung – zumindest umgangssprachlich – seine Persönlichkeit, sein Charakter oder sein
Temperament.
I. Persönlichkeit:
» Wortherkunft: von lat. „persona“ = Masken der Schauspieler im antiken griechischen Theater, die die Rolle
typisierten, und zugleich als Schallverstärker dienten (von lat. personare = hindurchtönen, widerhallen)
» Allgemeine Definition: Indem man Persönlichkeit als Maske bezeichnet, wird ausgedrückt, dass die Persönlichkeit
das öffentliche, der Außenwelt dargebotene Bild eines Menschen darstellt. Damit repräsentiert die
Persönlichkeit bestimmte Eigenschaften eines Menschen, die von anderen wahrgenommen werden können (oder
sollen), und auf die sie reagieren. Diese Betrachtungsweise impliziert auch Eigenschaften und Merkmale eines
Menschen, die nicht ohne weiteres erkennbar sind oder verborgen bleiben sollen. Auch solche verborgenen
Facetten gehören zu jedem Individuum und sind damit Gegenstand der Persönlichkeitspsychologie.
Einzigartigkeit des Menschen basiert auf:
» Wortherkunft: kommt ursprünglich aus dem Griechischen, wo es einen Prägestempel für Münzen sowie die
Prägung selbst bezeichnete
» Definition: individuelles Erkennungsmerkmal einer Person betrachtet werden. Eine weitere wichtige Bedeutung
des Begriffes Charakter betont den moralischen Aspekt, z.B. in welchem Umfang jemand moralische Grundsätze
hat („Jemand hat (keinen) Charakter“). Weiterentwicklung durch Kant betont, dass sich jemand von seinem
Willen, nicht von Instinkten leiten lässt.
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,III. Temperament:
» Definition: bezeichnet häufig Persönlichkeitsmerkmale, die bereits in der frühen Kindheit vorhanden sind, deren
individuelle Ausprägung während Kindheit und Jugend relativ konstant bleibt und eine genetische Verankerung
aufweist. Oft wird Temperament auch im Zusammenhang mit einer Disposition zu bestimmten Emotionen oder
Stimmungen verwendet.
SIEBEN BEREICHE ZUR BESCHREIBUNG VON PERSÖNLICHKEIT (NACH GUILFORD, 1970)
Guilford (1970) unterscheidet sieben allgemeine Bereiche, denen sich die Persönlichkeitsmerkmale zuordnen lassen:
1. Morphologie: Gestalt des Menschen betreffende Merkmale (bspw. Gewicht, Größe, Hautfarbe, …)
2. Physiologie: Merkmale der inneren Lebensvorgänge (bspw. Blutdruck, Stoffwechsel, Körpertemperatur, …)
3. Bedürfnisse: konstante Präferenzen für bestimmte Zustände (bspw. Bedürfnis nach Anerkennung, Harmonie, …)
4. Interessen: konstante Präferenzen für Tätigkeiten (bspw. Basteln, Lesen, …)
5. Einstellungen: konstante Haltungen & Meinungen im Zusammenhang mit sozialen Sachverhalten (bspw.
Asylrecht, Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, Geburtenkontrolle, …)
6. Eignung: Fähigkeiten, die für bestimmte Tätigkeiten notwendig sind (z.B. intellektuelle / motorische Fähigkeiten)
7. Temperament: veranlagungsbezogene (dispositionelle) Persönlichkeitsmerkmale (bspw. Freundlichkeit,
Impulsivität, Durchsetzungsfähigkeit, …)
In der Persönlichkeitspsychologie werden vorwiegend psychische Aspekte der Persönlichkeit beleuchtet, den
morphologischen und physiologischen Aspekten kommt im Rahmen konstitutionspsychologischer und biologischer
Persönlichkeitsforschung eine wichtige Bedeutung zu.
VORLÄUFER DER PERSÖNLICHKEITSPSYCHOLOGIE
I. Temperamentenlehre von Hippokrates:
» Beeinflusst von Empedokles (494-434 v. Chr.), der von den
Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer ausging, entwickelte Gelbe Jähzorn / Choleriker
Hippokrates (um 460–370 v.Chr.), der wohl berühmteste Arzt des Galle
Altertums, seine sogenannte Humoralpathologie.
» Er ging von der Annahme aus, dass die vier Körpersäfte gelbe
Schwarze Traurigkeit / Melancholiker
Galle, schwarze Galle, Schleim und Blut körperliche
Galle
Manifestationen der Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft sind.
Den vier Körpersäften ordnete er jeweils ein bestimmtes
Temperament zu. Diese Temperamentslehre von Hippokrates Schleim Teilnahmslosigkeit /
wurde vom griechischen Arzt Galen (um 129–216 n.Chr.) Phlegmatiker
übernommen und weiterentwickelt
» Mangel oder Überfluss der vier Körpersäfte und ihre
Kombination sollten nach Hippokrates nicht nur für den Blut Hoffnung und Sorglosigkeit /
Gesundheitszustand eines Individuums entscheidend sein, Sanguiniker
sondern vielmehr auch Einfluss auf die Lebensgeschichte, das
Verhalten und die Persönlichkeit eines Menschen haben.
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,II. Temperamentenlehre von Kant:
» Im Gegensatz zur traditionellen Sichtweise bezog sich Kant (1724- Sanguiniker Starke, aber nur
1804) explizit auf das psychologische Temperament, das er vom kurzanhaltende
physiologischen Temperament, also der körperlichen Konstitution Gefühle
und Komplexion, abgrenzte.
Melancholiker Schwache, aber
» Kant unterteilte das psychologische Temperament in:
langanhaltende
• Temperamente des Gefühls und Gefühle
• Temperamente der Tätigkeit.
Choleriker Intensive, aber nur
» Diese beiden Temperamentsarten wurden weiterhin danach kurzfristige Aktivität
unterteilt, ob sie mit Erregbarkeit der Lebenskraft oder
Abspannung der Lebenskraft verbunden werden können.
Phlegmatiker Nicht leicht oder rasch,
aber anhaltend aktiv
III. Temperamentenlehre von Wilhelm Wundt
» Wilhelm Wundt (1832-1920)
= Begründer der Psychologie als eigenständige Wissenschaft
» Ging nicht mehr von vier unabhängigen, sondern einem
zweidimensionalen Beschreibungssystem des Temperaments
aus, die er den klassischen Temperamenten zuordnete.
IV. Vergleiche der verschiedenen Temperamentenlehren
Kant & Wundt: deskriptiv Hippokrates & Galen: kausal-erklärend
» Ihre Beschreibungen weisen Ähnlichkeiten mit den » Biologische Verursachungsfaktoren von
grundlegenden Persönlichkeitsdimensionen Persönlichkeitsunterschieden standen im
Neurotizismus und Extraversion aus Vordergrund (später auch bei Eysenck)
» Optimales Temperament (laut Wundt) = » Optimales Temperament (laut Galen):
Situationsabhängig, Kunst des Lebens sieht er Ausgeglichenes Verhältnis der vier
darin, seine Affekte und Triebe so zu beherrschen, Körpersäfte, Symmetrie, „gesunde
dass er nicht ein Temperament besitzt, sondern alle Mischung“
in sich vereint
» Temperament (von lateinisch: temperare = ins richtige Verhältnis setzen, das rechte Maß halten)
PSYCHOGNOSTISCHE VERFAHREN ALS VORWISSENSCHAFTLICHE METHODEN DER PERSÖNLICHKEITSFORSCHUNG:
» Etwa zeitgleich mit der antiken Temperamentslehre entwickelten sich die ersten Anfänge der Psychognostik.
» Unter Psychognostik wird dabei generell eine Vorgehensweise zur Erlangung von Menschenkenntnis mit Hilfe
von im weitesten Sinne „psychologischen“ Untersuchungen verstanden. Speziell werden hierbei
Zusammenhänge zwischen bestimmten wahrnehmbaren körperlichen Merkmalen oder motorischen
Bewegungen eines Menschen und seiner individuellen Eigenart untersucht und zur Erfassung seiner
Persönlichkeit verwendet. Die drei wichtigsten Ansätze der Psychognostik sind die Physiognomik, die
Phrenologie und die Grafologie.
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, Physiognomik Phrenologie Grafologie
» Die Physiognomik verfolgt das » Ende des 18. Jahrhunderts » Grundgedanke der Grafologie
Ziel, Aussagen über die entwickelte der deutsche Arzt besteht in der Annahme, dass
Persönlichkeit eines Menschen Franz Joseph Gall (1758–1828) die Persönlichkeit und die
aus seinem Gesichtsschnitt seine später als Phrenologie Fähigkeiten eines Menschen
herzuleiten bezeichnete Lehre, dass aus dem zumindest teilweise auch in
Bau des Schädels auf die seinen Bewegungen, also seiner
» überraschende Popularität der charakterlichen und geistigen Motorik, zum Ausdruck kommen
Physiognomik wurde im Jahre Eigenschaften eines Individuums
1778 durch die öffentliche geschlossen werden könne. » Grafologie leitet Aussagen über
Kritik von Georg Christoph die Persönlichkeit aus dem
Lichtenberg, dem Inhaber des » Auf diese Weise sollten mithilfe Schriftbild ab
ersten Lehrstuhls für einer phrenologischen
Experimentalphysik in Vermessung der Schädeldecke » Grafologie fand sehr schnell
Deutschland, abrupt beendet Rückschlüsse auf die individuelle weite Verbreitung und wird auch
Ausprägung verschiedener heutzutage noch (wenn auch
» Lichtenberg wies auf die starke Persönlichkeitsmerkmale immer seltener) zur
Subjektivität und Anfälligkeit möglich sein. Persönlichkeitsbeurteilung
für Vorurteile der eingesetzt.
physiognomischen Methode » Obwohl die Belege für die
hin. Gültigkeit sehr dürftig waren,
blieb Phrenologie bis ins 20.
Jahrhundert hinein populär.
Bewertung der Psychognostik
Bereits William Stern (1911) kritisierte die genannten psychognostischen Ansätze, u.a. aufgrund methodischer Mängel
(mangelhafte Elaboration, Standardisierung, Überprüfung der Verfahren), und dem willkürlichen Herausgreifen einer
einzigen Symptomgruppe. Daher werden Verfahren der Psychognostik heute als vorwissenschaftlich eingestuft und findet
keine Verwendung in der modernen Persönlichkeitsforschung.
Kapitel II: Freuds psychoanalytische Theorie der Persönlichkeit
Der von Sigmund Freud (1856–1939) entwickelte psychoanalytische Ansatz kann als erste umfassende psychologische
Persönlichkeitstheorie betrachtet werden. Von Darwins biologischer Evolutionstheorie und zeitgenössischen Konzepten der
physikalischen Energie beeinflusst, entwarf Freud eine Theorie des menschlichen Verhaltens und Erlebens, die in erster
Linie dazu beitragen sollte, psychopathologische Störungen zu verstehen und erfolgreich zu behandeln.
DEFINITION NACH FREUD
» Psychoanalyse:
Die Wissenschaft vom Unbewussten und gleichzeitig auch eine diagnostische Methode zur Erforschung der
tieferen Schichten der Seele sowie eine pathologische Behandlungsmethode zur Heilung nervöser Erkrankungen.
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