digitale Medien und Technologien Medien beeinflussen kulturelle
= Mittel von Lern- und Bildungsprozessen Handlungspraktiken, gesellschaftliche Strukturen
und Bildungs- und Subjektivierungsformen
1. Einleitung
technologische Weiterentwicklungen
und universelle Verfügbarkeit über Wissen
führen zu Veränderungen in den Digitale Medien sind mittlerweile fest in
Lernkulturen, d.h. Entstehung neuer berufliche Informations- und
Lernformen und neuer Anforderungen Kommunikationsstrukturen eingebunden
an Lernenden und Lehrenden
es stellen sich insbesondere zwei Fragen: (vgl. SB, KE 1, S. 7)
1. Wie verändert sich das Verhältnis des Menschen zu seiner Welt im Zuge der Veränderungen von Welt
und des Einflusses des Internets bzw. der Digitalisierung
2. In welche Richtung müssen Bildung und Bildungskontexte gedacht und gestaltet werden,
wenn Bildung durch Digitalisierung immer mehr medienvermittelt ist
2. Mediatisierung und Digitalisierung
Digitalisierung und Mediatisierung beeinflussen die Art und Weise, in der wir leben
*
2.1 Digitalisierung 2.2 Mediatisierung
Mediatisierung als Analysekategorie
Digitalisierung als strukturelle Veränderung
veränderter Kommunikationsprozesse
des gesellschaftlichen Zusammenlebens
— soziales Zusammenleben beruht auf Kommunikation
— Erkenntnis: Gesellschaft darf niemals ohne Kommunikation
— durch Digitalisierung bestehen schnelle Wege zur gedacht werden und Kommunikation niemals ohne
Kommunikation, zum Teilen, zur Informationssuche Gesellschaft (vgl. Luhmann, 1997, S. 13)
oder zur Zusammenarbeit und ist besonders für
Entwicklung von Arbeit, Wirtschaft, Gesellschaft, — Thomas Steinmaurer (2013, S.5f.) unterscheidet
Demokratie und Bildung bedeutsam zwischen vier Stufen der Mediatisierung:
(vgl. Arnold, 2015, S.15)
1. Stufe: mit Entwicklung der Drucktechnologie konnte
— Digitalisierung = Umwandlung von analogen, Kommunikation mithilfe aufgeschriebener Ziffern,
materialen und diskreten Größen in digitale, Sätze und Texte vielfältiger gestaltet werden
also in Ziffern darstellbare, Werte
2. Stufe: fixe Vernetzung durch drahtgebundener,
elektrischer Telegrafie, die Kommunikation
— dabei entstehen eine Vielzahl neuer Phänomene
über räumliche Grenzen hinaus ermöglichte
wie z.B. ‚Big Data‘ oder ‚digitale Bildung‘ und
eine Vielzahl an kulturellen Praktiken wie 3. Stufe: mit drahtloser Telefonie wurde Kommunikation
‚mobiles Lernen‘ oder ‚Instant Messaging‘ noch ortsungebundener und flexibler durch
Möglichkeiten des Computers und Internets
— Computer bringt dabei Digitalisierung deutlich voran 4. Stufe: mobile Telefonie, mobiles Internet und
und dient auch als (digitales) Medium der interaktive Verknüpfung verschiedener digitaler
Kommunikation Medien (z.B. Handy mit Computer), die mit drei
Kommunikationsformen verbunden sind:
Kommunikation mit standardisierten, unveränderbaren Inhalten
wie z.B. Internet-Videos oder Online-Artikel
Kommunikation mit anderen Menschen z.B. über soziale
Netzwerke, Instant Messenger oder Email
Kommunikation mit programmierten Kommunikationspartner*innen
wie Robotern oder Suchplattformen wie Google
, 1. Bildung in der digitalisierten Gesellschaft
2. Mediatisierung und Digitalisierung
2.3 Vernetzung
— Vernetzung, die durch Computertechnologie ermöglicht wurde, prägt unser gegenwärtiges Zusammenleben
— Werk von Soziologe Manuel Castells „ Das Informationszeitalter“ Ende des 20. Jhd. zeigt:
„Gegen Ende des zweiten Jahrtausends christlicher Zeitrechnung haben mehrere Ereignisse von historischer Tragweite
die gesellschaftliche Landschaft des menschlichen Lebens verändert. Eine technologische Revolution, in deren
Mittelpunkt die Informationstechnologien stehen, hat begonnen, die materielle Basis der Gesellschaft in zunehmenden
[sic!] Tempo umzuformen. Volkswirtschaften auf der ganzen Welt sind heute global interdependent.“ (Castells, 2001, S. 1)
— besondere Eigenschaft digitaler Medien: Integration der Welt in globale Netzwerke
durch geringe Distanz zwischen zwei sozialen Positionen
— Zunahme verfügbarer computervermittelter Kommunikation führt zur Intensivierung von Globalisierungsprozessen;
zur Erleichterung des Zugangs zu digitalen Daten und zur Vermehrung von Mediatisierungsprozessen
— Außerdem fördert und bestärkt Vernetzung die Mobilität
2.4 Mobilität
„Mobilität ist eines der Schlüsselwörter unserer Gesellschaft und hat eine entscheidende Funktion in unserem Wirtschafts- und
Privatleben; sie lässt sich aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten, sei es die Mobilität im Verkehr, die soziale Mobilität im
Sinne von Bewegungen zwischen verschiedenen sozialen Positionen, die physische Mobilität als aktive Bewegung von Personen
und deren Bewegungsfähigkeit (als ‚grundlegende Aktivität des täglichen Lebens’) oder in Abgrenzung dazu die virtuelle
Mobilität, die für künftige Formen der internetbasierten Arbeitswelt steht und mit neuen, digitalisierten Arbeitsformen und
-verhältnissen verbunden ist.“ (De Witt, 2013, S. 13)
— Mobilität vor allem durch weite Verbreitung von mobilen, internetfähigen Endgeräten,
die überall mitgenommen werden können und man dabei jederzeit Zugriff zum Internet hat
— dies führt zur prinzipiellen Offenheit auf relevante Informationen zugreifen zu können und zu zeiteffizienten Handlungen
2.5 (Mit-)Gestaltung von Welt
Welt kann durch Nutzung digitaler Endgeräte und durch Mediatisierung von Kommunikationsprozessen mitorganisiert werden
Felix Stadler (2016, S. 13ff.) hat hierfür drei wesentliche Aspekte aufgeführt:
Mitgestaltung von Welt durch Referentialität:
Produktive Nutzung bereits bestehender, digitaler Materialen z.B. Wikis, Blogs, soziale Netzwerke, mit denen man digitale
Artefakte herstellen kann und zwar ganz ohne Expert*innenkenntnisse
Mitgestaltung von Welt durch Gemeinschaftlichkeit:
Größe der Gemeinschaftlichkeit kann sich durch zunehmende Vernetzung vergrößern
Mitgestaltung von Welt durch Algorithmizität:
nicht nur Menschen, sondern auch computertechnische Rechenprozesse sind beteiligt und
tragen zur Organisation von Digitalisierung und Mediatisierung bei (z.B.Suchplattform Google)
Veränderungen unseres Alltags:
Neue Handlungsmöglichkeiten und Konfrontation mit neuen Herausforderungen
, 1. Bildung in der digitalisierten Gesellschaft
3. Bildung im Wandel
3.1 Bildungstheorien von der Antike bis zur Neuzeit
3.1.1 Einführende Anmerkungen
I
Bildung = hohes Gut; Menschenrecht; Mittel, um an Gesellschaft teilzunehmen; Zukunftsinvestition;
der Weg zu Frieden und Wohlstand; unverzichtbar als pädagogischer Leitbegriff; omnipräsent
und vieldeutig … (vgl. SB, KE 1, S. 17)
Bildung = disziplinübergreifendes, mehrdimensionales Deutungsmuster (Bollenbeck, 1996; Ehrenspeck, 2004)
Bildung als pädagogischer Fachbegriff = spezifisch deutscher Begriff und daher nur schwer international übersetzbar
Bildungsbegriff ist erneuten Transformationsprozessen durch Digitalisierung ausgesetzt (vgl. Koller, 2012)
Man muss sich mit der Entstehungsgeschichte des Bildungsbegriffs auseinandersetzen, um den Begriff in seiner
heutigen Bedeutung verstehen zu können. Bildung wandelt sich je nach gesellschaftlichem und historischem
Kontext, deshalb ist es wichtig Bildung immer wieder neu zu hinterfragen und begrifflich neu zu fassen!
Beim Neudenken des Bildungsbegriffes sei nach Hentig folgendes zu beachten:
„Es ist die Grundfunktion des Begriffes, die Identität des Bezeichneten zu sichern. Mit anderen Worten: Bildung
bleibt Bildung – sofern es um den Begriff geht [...]. Was wir da verändern ist nicht das mit dem Begriff Gegebene,
sondern unser Umgang mit ihm: die Formen und Gegenstände, durch die wir darüber zu verfügen hoffen, die
Ideale, in denen wir es verwirklicht sehen“. (Hentig, 2008, S.10)
3.1.2 Bildungstheoretische Bestimmungen und Positionierungen
„[…] Voraussetzung einer jeden Theorie der Bildung ist die Frage nach der Subjektkonstitution und den historisch-gesellschaftlichen
Existenzweisen der Subjekte.“ (Borst, 2011, S.12)
Tenorth spricht eher von Unbestimmtheit von Bildung aufgrund drei Aspekten von Unsicherheit (vgl. 2006, S. 13):
Wandel von Traditionen; Unsicherheit über Natur des Menschen und prinzipielle Offenheit der Gesellschaft
Lenzen (1997) hingegen beschreibt Bildungsbegriff mit fünf bildungstheoretischen Dimensionen:
1. Bildung als individueller Bestand 4. Bildung als individuelle Selbstüberschreitung
Individueller Erwerb von Bildung (spezifische und und als Höherbildung der Gattung
allgemeine „Wissens- oder Kompetenzbestände) Selbsttätigkeit, -bestimmung, Streben nach Vervollkommnung;
Alltagsgebrauch des Begriffs; Zugang zu Bildungsgütern, Annäherung an Ideal der Gottesebenbildlichkeit
Angebot von Bildungsinhalten durch Bildungsinstitutionen
Höherbildung der menschlichen Gattung, Bildung als
Bildung verweist hier auf Intellektualität Fortschrittsmotor und Garant für verbesserte Zukunft
2. Bildung als individuelles Vermögen
5. Bildung als Aktivität bildender
beruht auf funktionale Bildung; Institutionen oder Personen
‚Bildungsverwaltung‘ oder ‚Bildungspolitik‘;
Bildung nicht als Bestand, sondern als unabhängig von
Bildungsinhalten; d.h. Bildung der Kräfte und Fähigkeiten, Bildungsinstitutionen und Bildungstätigkeiten beeinflussen
die es ermöglichen sich zu bilden; Individuum und ist relevant für Bestimmung des Bildungsbegriffs;
Bildung als Wechselwirkung von Mensch und Welt benötigt Diskussionen um Institutionalisierung und Ökonomisierung
jedoch sowohl Bildung der Kräfte und Aneignung von der Bildung
Bildungsinhalten
3. Bildung als individueller Prozess Lenzens Dimensionen tragen Paradoxien mit sich:
beruht auf Dynamik von Bildung; Bildung = bestimmt und unbestimmt
Bildung = Prozess und Resultat des Prozesses
Je nach Selbstbestimmungsfähigkeit, Bildsamkeit und
Bildungsbedürftigkeit des Menschen entsteht jeweilige
Weitere Dimensionen z.B. von Dörpinghaus und Uphoff
individuelle Bewegung der Bildung (Selbstbildung);
mit den sechs Bestimmungen von Bildung, bei denen
Bildung als Suche nach Erkenntnis zu verstehen ist
bildendes Individuum als handelndes Subjekt
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