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Zusammenfassung - Staatsexamen (Lehramt) - Griechische Geschichte

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Ein Skript zur Vorbereitung auf das Staatsexamen für das Lehramt in Bayern. Hierbei handelt es sich um ein Skript für die Alte Geschichte mit Schwerpunkt auf die Griechen. Das Skript setzt sich aus 4 Themenbereichen zusammen: (a) Archaik: - Kolonisation, - Tyrannis, - Polis (b) K...

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Last document update: 6 months ago

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  • April 7, 2024
  • May 3, 2024
  • 155
  • 2023/2024
  • Summary

1  review

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By: Amelie22 • 6 months ago

Translated by Google

I am very thankful for this summary. It is very clear and all topics that are important to me are presented in detail and in an easy to understand way. Only recommended, for everyone who is currently preparing for state exams!!!

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STAATSEXAMEN IN ALTER GESCHICHTE

GRIECHISCHE GESCHICHTE

ARCHAIK

EXAMENSFRAGEN NACH THEMEN

Polis

Frühjahr 2022: Beschreiben Sie die Genese der archaischen Polis im Hinblick auf Institutionalisierung,
Gemeinschaftsbildung und Krisenbewältigung!

Frühjahr 2008: Schildern Sie Bedingungen und Verlauf der Entstehung der griechischen Polis!



Die Große Kolonisation

Herbst 2018: Erläutern Sie Hintergründe, Probleme und Konsequenzen der sogenannten Großen
Griechischen Kolonisation!

Frühjahr 2011: Ursachen, Verlauf und Folgen der griechischen Kolonisation

Herbst 2008: Die Große Griechische Kolonisation: Schildern Sie Ursachen und Verlauf der
Kolonisationsbewegung und die Form, die eine Koloniebegründung üblicherweise nahm!



Tyrannis

Herbst 2017: Schildern Sie Verlauf, Eigenarten und historische Bedeutung der Tyrannis der
Peisistratiden in Athen!

Herbst 2013: Schildern Sie Eigenarten und strukturelle Gemeinsamkeiten der sogenannten Älteren
Tyrannis!

Frühjahr 2012: Die ältere Tyrannis

Frühjahr 2010: Die Tyrannis in der archaischen Zeit. Charakterisieren Sie diese Herrschaftsform und
erörtern Sie Gründe und Folgen! Gehen Sie dabei auch auf ausgewählte Staaten ein!

Frühjahr 2007: Die Tyrannis im hellenischen Raum vom 6. bis ins 4. Jahrhundert: Kontinuitäten und
Unterschiede




1

,2

, DIE ARCHAISCHE EPOCHE

DIE GROSSE KOLONISATION

EXAMENSFRAGEN

H 2008: Die Große Griechische Kolonisation: Schildern Sie Ursachen und Verlauf der
Kolonisationsbewegung und die Form, die eine Koloniegründung üblicherweise nahm!

F 2011: Ursachen, Verlauf und Folgen der griechischen Kolonisation

H 2018: Erläutern Sie Hintergründe, Probleme und Konsequenzen der sogenannten Großen
Griechischen Kolonisation!

1. EINLEITUNG
• Leitfragen: Was waren die Ursachen und Motive für die Große Kolonisation? Wann und wie
verlief die Große Kolonisation? Welche Form nahm eine Koloniegründung an und was waren
die Folgen?
• These: Die Große Kolonisation resultierte aus einer ,,Krisenphase‘‘ der Polis.
• These: Die Große Kolonisation war einer der entscheidenden Antriebsfaktoren für
Institutionalisierungsprozessen in den Poleis, in denen den Bürgerschaften eine stärkere und
gleichgewichtigere Beteiligung an den politischen Entscheidungsprozessen eingeräumt wurde.
• These: Die Große Kolonisation führte zur Bildung von mehreren Konfrontationsräumen in den
wichtigen Teilgebieten des Mittelmeeres gegen Ende des 6. Jahrhunderts.

2. QUELLEN- UND FORSCHUNGSLAGE
2.1. Quellenlage

Allgemeines • Literarische Quellen späterer Zeit – Archäologische Quellen: Über den Ablauf
einzelner Kolonisationsbewegungen informieren Gründungssagen und -mythen
der Mutter- und Pflanzstädte, die in den literarischen Werken späterer Zeit
verarbeitet worden sind sowie archäologische Quellen in den Mutter- und
Pflanzstädten.
Quellen Literarische Quellen
• Herodot [5. Jhd.]: Historien
• Thukydides [5./4. Jhd.]: Geschichte des Peloponnesischen Krieges
• Strabon [1. Jhd.]: Geographika
Quellenkritik • Entstehung mit zeitlicher Differenz: Ein wesentliches Problem der literarischen
und Quellen ist, dass sie mit einer großen zeitlichen Differenz zu den berichteten
Probleme Ereignissen entstanden sind, und zwar in einer Zeit, in der das Interesse für die
Lokalgeschichte zunahm. Daher können sie ein differenziertes Bild über den
tatsächlichen Ablauf geben. [vgl. STEIN-HÖLKESKAMP 2019]
• Fragmentarische und lückenhafte Überlieferung: Gleichzeitig sind die
Überlieferungen nur fragmentarisch und lückenhaft enthalten, die sich zum Teil
auch widersprechen. [vgl. STEIN-HÖLKESKAMP 2019]
➔ Schwierige Rekonstruktion: Daher kann ein Vollbild angesichts der
fragmentarischen und lückenhaften Überlieferung nicht entstehen. Folglich ist
die Rekonstruktion sehr schwierig und muss durch sekundäre Befunde [u.a.
Archäologie] ergänzt werden.
➔ Abweichung mit literarischen Quellen: Allerdings ergeben heutige
archäologische Quellen ein Bild der Kolonisation, das von Angaben in den
literarischen Quellen abweicht [z.B. Ursachen der Kolonisation]

3

,2.2. Forschungslage

Forschungs- • Elke Stein-Hölkeskamp: Das archaische Griechenland. (2. Auflage) 2019.
werke • Detlef Lotze: Griechische Geschichte. (9. Auflage) 2017.
• Raimund Schulz & Uwe Walter: Griechische Geschichte [ca. 800 – 322]. (1.
Auflage) 2022.
• Wolfgang Schuller: Griechische Geschichte. (6. Auflage) 2008.
Forschungs- • Landknappheit und Überbevölkerung: In den Quellen wurde häufig
kontroversen angenommen, dass Landknappheit und Überbevölkerung eine wesentliche
Ursache für Kolonisationsbewegungen war. Dies wird in der Forschung
aufgrund der archäologischen Quellen revidiert. [siehe unten]



3. AUSGANGSLAGE IN GRIECHENLAND [8. Jahrhundert v. Chr.]

• Herausbildung der Polis: Ausgangslage ist die Herausbildung der Polis als
typische Form der gesellschaftlich-staatlichen Organisation der Griechen, die
sich im Zuge der Archaik etablierte.
• Mediatisierung des Königtums: Mit der Herausbildung der Polis verschwand
allmählich das erbliche Königtum und die Kompetenzen des Königs wurden auf
verschiedene Ämter und Gremien verteilt. [Ausnahme: Sparta].
o Ämter – Ratsorgan(e) – Volksversammlung: Die Polis entwickelte im
Zuge der Archaik eine typische Grundstruktur von zentralen
Institutionen aus [a] Ämtern, [b] Ratsorgan(e) [c] Volksversammlung
▪ Ämter: 9 Archonten [Athen]
▪ Ratsorgan: Areopag [Athen]
▪ Volksversammlung: Ekklesia [Athen]
• Soziale/ Wirtschaftliche Spannungen: Spätestens ab dem 7. Jhd. in den Quellen
nachweisbar, litten viele Poleis an sozialen und wirtschaftlichen Spannungen.
➔ Kolonisation und Tyrannis: Als Reaktion auf diese Krisen kam es vielerorts zu
Kolonisationsbewegungen und Tyrannenherrschaften. [vgl. STEIN-HÖLKESKAMP
2019]


4. RÄUMLICHE UND ZEITLICHE AUSDEHNUNG

Definition • Ausweitung des griechischen Siedlungsgebiets – Gründung von Apoikien: Im
Allgemeinen wird unter der Großen Kolonisation die Ausweitung des
griechischen Siedlungsgebiets durch die Gründung von Kolonien (,,Apoikien‘‘)
an den Küstengebieten des Mittelmeeres und Schwarzen Meeres verstanden.
[vgl. LOTZE 2017]
o Selbstständige und unabhängige Gemeinwesen: Die Kolonien wurden
durch Mutterstädte (,,Metropolis‘‘) vom griechischen Festland, der
Westküste Kleinasiens und den Inseln der Ägäis, die einen Kolonistenzug
entsandten, als selbstständige und unabhängige Gemeinwesen
gegründet.
▪ Unterschied zur modernen Kolonialreichen: Im Gegensatz zu
modernen Kolonialreichen war eine Kolonie vom Tag ihrer
Gründung an somit eine eigenständige Stadt. Jeder Kolonist gab
das Bürgerrecht seiner Heimatstadt auf und wurde zum Bürger
der neuen Siedlung.


4

, o Verbundenheit zur Mutterstadt: Die Kolonien waren weiterhin zu ihrer
Mutterstadt durch gemeinsame Kulte, Bräuche und
Verfassungseinrichtungen verbunden.
Zeitliche • Zwischen dem 8. und 6. Jhd.: Mit Hinblick auf die zeitliche Ausdehnung fand die
Ausdehnung Große Kolonisation zwischen dem 8. und dem 6. Jahrhundert statt.
o Gründung von Pithekussai [750]: Die Gründung von Pithekussai (ca.
750) durch die Euboier auf der Insel Ischia im westlichen Mittelmeer gilt
in der Forschung als Beginn der Großen Kolonisation.
o Seeschlacht bei Alalia [535]: Die Seeschlacht bei Alalia (ca. 535)
zwischen Phokaiern gegen Etrusker und Karthager gilt in der Forschung
als Endpunkt der Großen Kolonisation. ,,Die Hauptwelle war allerdings
schon früher vorbei.‘‘ [LOTZE 2017]
Räumliche • Küstenbereichen des Mittelmeeres und Schwarzen Meeres: Mit Hinblick auf die
Ausdehnung räumliche Ausdehnung wurden die Kolonien an den Küstenbereichen des
Mittelmeeres und Schwarzen Meeres gegründet.
o Italien: Kyme, Tarent, Metapont
o Unteritalien und Sizilien: Syrakus, Megara Hyblaia, Gela, Naxos 1
o Südfrankreich: Massalia, Olbia
o Südküste Thrakiens und Ägäis: Poteideia, Olynthos
o Schwarzes Meer: Byzantion, Sinope
o Nordafrika: Kyrene, Apollonia

Bedeutende • Chalkis und Eretria
Mutterstädte • Megara
• Korinth
• Phokaia
• Milet
• Thera
• Rhodos


5. URSACHEN UND VORAUSSETZUNGEN
5.1. Ursachen

Allgemeines • Unterschiedliche Motive und Ursachen: Grundsätzlich waren die Motive und
Ursache, warum Kolonisationsbewegungen ausgelöst wurden, recht
unterschiedlich, die von Fall zu Fall variierten.
➔ Forschungsdiskussion über Ursachen und Motive: Im Allgemeinen werden die
Motive und Ursache in der Forschung aufgrund [a] der zeitlichen Differenz der
literarischen Quellen und [b] der Befunde der Archäologie, die sich zum Teil mit
den literarischen Quellen widersprechen, diskutiert.
Ursachen • Bevölkerungszunahme und Landknappheit: Für das 8. Jhd. ist archäologisch
eine starke Bevölkerungszunahme nachweisbar. Daraus ergab sich eine
Landknappheit in vielen kleinräumigen Poleis, die die materielle Existenz der
Bevölkerung und den sozialen Zusammenhalt bedrohte. [vgl. STEIN-
HÖLKESKAMP 2019]
o Beispiel: Beispielsweise spricht Hesiod nicht von der Kolonisation, aber
von ,,Knappheit guten Bodens‘‘




1
Unteritalien/ Sizilien besonders stark besiedelt aufgrund reicher Edelmetallvorkommen
5

, o FORSCHUNGSDISKUSSION: Allerdings wird dieses Motiv in der
Forschung zum Teil revidiert. 2
• Ungerechtigkeit und ungleiche Verteilung: Vielerorts herrschte Ungerechtigkeit
und eine ungleiche Verteilung des Zugangs zu Land und Macht. [vgl. STEIN-
HÖLKESKAMP 2019]
o Beispiel: Beispielsweise berichtet Hesiod über den Mühsal der Bauern,
über die Ungerechtigkeit der Herrschenden und über die Zersplitterung
des Eigentums in nicht lebensfähige Höfe.
• Stasis: Vielerorts herrschte Stasis [= Bürgerkrieg bzw. Rivalitätskämpfe unter
Adeligen], sodass die unterlegene Gruppe ins Exil ging. [vgl. STEIN-HÖLKESKAMP
2019]
o Beispiel: Beispielsweise berichtet Herodot über Dorieus aus Sparta und
Battos II., die infolge von Staseis Kolonien gründeten.
• Initiative Aristokraten: Kolonisationsbewegungen konnten auch als Initiative
von Aristokraten erfolgen, die sich erhofften, neue Handlungsspielräume zu
erschließen und dadurch Reichtum und Einfluss zu gewinnen. [vgl. STEIN-
HÖLKESKAMP 2019]
o Beispiel: Beispielsweise nahm Peisistratos an einer
Kolonisationsbewegung teil, nachdem seine 2. Tyrannenherrschaft in
Athen gestürzt wurde, bevor es sich – bedingt durch den gewonnen
Reichtum und Einfluss – sich erneut zum Tyrannen von Athen
aufschwingen und die Tyrannenherrschaft der Peisistratiden etablieren
konnte.
• Handelsinteressen: Auch verfolgten die Poleis – zwar nicht literarisch belegt,
aber archäologisch – starke Handelsinteressen. [vgl. SCHULZ/ WALTER 2022]
o Beispiel: Beispielsweise wurden von Chalkis und Eretria sehr viele
Kolonien in Unteritalien und Sizilien gegründet, da diese Regionen
reiche Edelmetallvorkommen besaßen.


5.2. Voraussetzungen

• Fernhandel: Eine wichtige Voraussetzung war der Fernhandel. Durch den
Fernhandel und den Handelskontakten mit den Phöniziern 3 wurden den
Griechen wichtige geographische Kenntnisse um geeignete Siedlungsplätze
vermittelt. Die Griechen nutzten die Handelswege zur Anlegung von Kolonien.
o ,,Ohne die von weitgereisten Kaufleuten vermittelten geographischen
Kenntnisse lassen sich viele Koloniegründungen gar nicht vorstellen‘‘
[LOTZE 2017]
• Mobilität und Nautik: Eine weitere wichtige Voraussetzung waren die
entwickelte Mobilität und nautische Kenntnisse der Griechen. [SCHULZ/ WALTER
2022]




2
[1] Korinth: keine archäologischen Quellen für intensive Besiedlung des Hinterlandes und Korinth dennoch
Mutterstadt zahlreicher Kolonien. [2] Athen: intensive soziale und ökonomische Krise um 600 v. Chr. [Quelle:
Elegien des Solon] und dennoch keine Kolonisationsbewegungen. [vgl. STEIN-HÖLKESKAMP 2019]

3
Phönizier betrieben Handelsstützpunkte im westlichen Mittelmeerraum.
6

,6. VERLAUF
6.1. Gründungsvorgang der Kolonien

Allgemeines • Idealtypische Rekonstruierung: Im Allgemeinen kann der Gründungsvorgang
aufgrund der fragmentarischen und lückenhaften Überlieferung der
literarischen Quellen nur idealtypisch rekonstruiert werden. Hinzu kommen die
archäologischen Befunde, die sich zum Teil mit den literarischen Quellen
widersprechen. [vgl. STEIN-HÖLKESKAMP 2019]
• Gemeinsame Unternehmungen der Heimatstädte – Kollektive Entscheidung
der Bürgerschaft: Grundsätzlich erfolgten Kolonisationsbewegungen schon früh
als gemeinsame Unternehmungen der Heimatstädte, die auf einer kollektiven
Entscheidung der Bürgerschaft basierten.
o Gründungsbeschluss: Die Entscheidung wurde in einer Satzung des
zentralen Beschlussorgans – einem ,,Gründungsbeschluss‘‘ –
festgehalten, das für jeden Einzelnen der Polis verbindlich war.
Bestimmungen waren:
▪ Ernennung Anführer: Auswahl und Ernennung eines Anführers
[,,Oikist‘‘]
▪ Rekrutierung der Siedler: Festlegung des Modus der
Rekrutierung der Kolonisten
▪ Festlegung der Rechtsordnung: Festlegung der Grundsätze der
Rechtsordnung der neuen Stadt
Verlauf • [1] Ernennung eines Oikisten: Zunächst wurde ein Oikist [i.d.R. ein Aristokrat]
zum militärischen Anführer des Kolonistenzuges ernannt.
o Planung und Durchführung – Etablierung der Ordnung: Er war für die
Planung und Durchführung des Unternehmens und für die Etablierung
der religiösen, gesellschaftlichen und politischen Ordnung
verantwortlich.
• [2] Reise nach Delphi: Der Oikist reiste vor dem Abzug des Kolonistenzuges zum
Apollon-Heiligtum nach Delphi.
o Apollon als Schutzgott: Apollon galt als Schutzgott aller Kolonisten, das
vor der Ausfahrt jedes Zuges befragt werden musste
o Göttliche Autorität: Dort wurde der Oikist mit göttlicher sanktionierter
Autorität versehen, um die neue Siedlung zu gründen und neue
Heiligtümer und Tempel für die Götter zu errichten
o Segen der Götter: Der Oikist holte sich ferner den Segen der Götter ein,
um die Okkupation fremden Landes zu rechtfertigen.
• [3] Rekrutierung von Siedlern: Im Anschluss erfolgte die Rekrutierung von
Siedlern [ca. 100 – 200 Männer] im wehrfähigen Alter. Der Modus der
Rekrutierung war höchst unterschiedlich
o Freiwillige: Es konnten Freiwilligen aus der eigenen Polis oder aus
anderen Poleis rekrutiert werden.
▪ Beispiel: Die Rekrutierung von Freiwilligen aus anderen Poleis
kann erklären, warum Städte wie Chalkis, Eretria, Megara
binnen weniger Dekaden zahlreiche Kolonistenzüge entsenden
konnte.
o Zwangsrekrutierung: Es konnten aber auch Siedler zwangsrekrutiert
werden.
▪ Beispiel: Die Bürgerschaft der Theraier verpflichtete sich selbst,
aus jeder Familie einen Sohn in die Kolonie zu schicken [→
Sanktionen bei Widersetzung]


7

, o Frauen: Frauen kamen nach oder es wurden einheimische Mädchen
geheiratet [→ lässt sich nicht eindeutig sagen wegen Quellenlage]
• [4] Auswahl des Siedlungsplatzes: In der Zielregion angekommen, wurde ein
geeigneter Siedlungsplatz ausgewählt. Die Informationen basierten auf
Fernhändler bzw. der Priesterschaft von Delphi. Dabei wurden verschiedene
Faktoren berücksichtigt:
o Natürliches Verteidigungsareal: Auswahl eines Platzes mit gutem
natürlichen Verteidigungsareal [z.B. vorgelagerte Insel, Halbinsel,
Landzunge]
o Anlegeplatz: Auswahl eines Ortes mit sicheren Anlegeplätze für Schiffe/
Hafen.
o Wasserversorgung: Auswahl eines Ortes mit guter Wasserversorgung
o Fruchtbares Umfeld: Auswahl eines Ortes mit fruchtbaren Umfeld
o Nachbarschaft bestehender Siedlung: Errichtung der Kolonie möglichst
in der Nachbarschaft bereits bestehender Siedlungen
• [5] Planung und Anlage der Siedlung: Nachdem ein geeigneter Siedlungsplatz
gefunden wurde, wurde mit der Planung und Anlage der Siedlung begonnen.
[FORSCHUNGSDISKUSSION] 4
o Verteidigungsanlage: Es wurde eine Verteidigungsanlage um den
Siedlungsplatz errichtet.
o Heiligtümer, Tempeln: Es wurde ein Areal für Errichtung von
Heiligtümern und Tempeln reserviert.
o Öffentliche Räume: Es wurde ein Areal für Versammlungsplätze für Volk
und Rat abgesteckt.


6.2. Entwicklung der Kolonien

Allgemeines • Widerspruch der Schriftquellen mit archäologischen Quellen: Im Allgemeinen
ergeben archäologische Quellen ein Bild vom Charakter der frühen Siedlungen,
das radikal von demjenigen abweicht, das man auf der Basis der literarischen
Evidenz bislang gezeichnet hatte. Daher ist auch die Frage, wie sich die Kolonien
entwickelt haben und wie die Beziehungen zwischen Kolonie und
Urbevölkerung, Mutterstadt und anderen Kolonien war, schwer beantwortbar.
[vgl. STEIN-HÖLKESKAMP 2019].
Beziehungen • Kolonien – Urbevölkerung: Mit Hinblick auf die Frage, in welcher Beziehung
Kolonien und die Urbevölkerung standen, ergibt sich ein unterschiedliches
Grundmuster. (u.a. kriegerische Auseinandersetzungen --- Vertreibung,
Unterwerfung, Versklavung --- friedliche Beziehungen)
o Akkulturationsprozesse: Im Allgemeinen lässt sich aber überall ein
gewisses Maß an Akkulturation – d.h. die Übernahme kultureller und
religiöser Praktiken der Griechen – der ansässigen Bevölkerung
feststellen. [vgl. STEIN-HÖLKESKAMP 2019]
▪ Beispiel: Weihgaben an den Kultplätzen der Urbevölkerung;
Grabbeigaben in Form von Salbengefäße, Diskus oder wertvolle
Mischkrüge
• Kolonien – Mutterstadt: Mit Hinblick auf die Frage, in welcher Beziehung
Kolonien und die Mutterstadt standen, ergibt sich ein etwas einheitliches
Grundmuster.


4
FORSCHUNGSDISKUSSION: keine vollständige Überlieferung; daher kann dieser Vorgang nur ,,idealtypisch‘‘
aus einzelnen Informationen bei verschiedenen antiken Autoren rekonstruiert werden
8

, o Übernahme der Institutionen, Kultur und Bräuche: Zwar waren die
Kolonien eigenständige Städte, doch übernahmen die Kolonien häufig
die gleichen Institutionen, Kulte, Kalender, Dialekt, Schrift,
Magistraturen und bürgerschaftliche Unterabteilungen der Mutterstadt.
o Verbündete: In der Regel galten Kolonien und Mutterstädte im Kriegsfall
als natürliche Verbündete
o Kulturelle Unabhängigkeit: Archäologische Quellen deuten aber darauf
hin, dass die Kolonien nicht dauerhaft an den aus der Mutterstadt
importierten Bräuchen festhielten.
▪ Beispiel: Unterschiedliche Bestattungspraxen in Syrakus als in
Mutterstadt Korinth [Bestattung der Verstorbenen aus den
Familien der Eliten in Sarkophagen]
• Kolonien – Kolonien:
o Konkurrenz: Kolonien lebten untereinander unter Konkurrenz [z.B. mit
Hinblick auf Kultur, Bräuche etc.] und versuchten sich übertreffen.
▪ Beispiel: Errichtung von Schatzhäusern [6. Jhd.] in Olympia
durch die Kolonien Gela, Metapont und Sybaris → versuchten
durch die Größe, Ausstattung und dauernde Erweiterung der
Schatzhäuser sich gegenseitig zu übertreffen.
o Tyrannenherrschaften: In manchen Kolonien traten im Zuge der Archaik
und Klassik Tyrannenherrschaften aus, die in starker Rivalität zu anderen
Kolonien standen.
▪ Sybaris: Tyrannenherrschaft des Telys
▪ Kyme: Tyrannenherrschaft des Aristodemos
▪ Rhegion: Tyrannenherrschaft des Anaxilaos
▪ Syrakus: Tyrannenherrschaft des Gelon


7. FOLGEN UND AUSBLICK
7.1. Folgen

• Ausweitung griechisches Sprachgebiet – Hellenisierung –
Akkulturationsprozesse: Einerseits bewirkte die Große Kolonisation, dass sich
das griechische Sprachgebiet ausweitete und weite Teile des Mittelmeerraumes
hellenisiert wurde [z.B. Technik, Kultur, Rechts- und Staatsauffassung).
Gleichzeitig kam es auch vielerorts zu Akkulturationsprozessen in der ansässigen
Bevölkerung (z.B. Weihgaben an den Kultplätzen der Urbevölkerung ---
Grabbeigaben in Form von Salbengefäße, Diskus oder wertvolle Mischkrüge)
[SCHULLER 2008]
• Verbreitung der Polis im Mittelmeer: Andererseits bewirkte die Große
Kolonisation, dass sich die Polis als gesellschaftliche Organisationsform in weiten
Teilen des Mittelmeeres verbreitete. [LOTZE 2017]
• Intensivierung des Handels: Ferner intensivierte sich der Handel im Mittel- und
Schwarzmeerraum. [SCHULZ & WALTER 2022]
o Edelmetalle aus dem Westen: Export von Edelmetallen, wie Kupfer,
Eisen, Silber, aus dem Westen in die Ägäis
o Natural- und Fertigprodukte aus Osten: Export von Natural- und
Fertigprodukten, wie v.a. Olivenöl, aus der Ägäis in den Westen
• Institutionalisierungsprozessen: In vielen Poleis kam es infolge der Großen
Kolonisation zu entscheidenden Institutionalisierungsprozessen. Breitere
Bevölkerungsschichten wurden eine stärkere und gleichgewichtigere Beteiligung


9

, an den politischen Entscheidungsprozessen eingeräumt. [STEIN-HÖLKESKAMP
2016]
o Reformen des Solons in Athen: Im Zuge der Reformen des Solons zu
Beginn des 6. Jhd. wurde die Gesellschaft in verschiedene
Vermögensklassen eingeteilt. Es entstand eine ,,timokratische
Ordnung‘‘, da die Bekleidung öffentlicher Ämter nicht mehr an der
Herkunft – und somit ausschließlich dem Adel vorenthalten waren –
sondern am Vermögen.
o Reformen des Kleisthenes in Athen: Im Zuge der Reformen des
Kleisthenes nach dem Sturz der Tyrannis [510], der eine Isonomie
anstrebte, wurden die Phylen neustrukturiert und der Rat der 500
geschaffen. Dadurch hatten größere Teile der Bürgerschaft Mitsprache
an politischen Entscheidungsprozessen.
➔ Bildung von Konfrontationsräumen: Insgesamt hatten sich gegen Ende des 6.
Jahrhunderts v. Chr. in den wichtigen Teilgebieten des Mittelmeeres mehrere
Konfrontationsräume gebildet, die von handelspolitischen und politisch-
ideologischen Interessensgegensätzen überlagert waren. [SCHULZ/ WALTER
2022]
o Westen – Griechen, Etrusker, Karthager: Im Westen bildeten sich –
vornehmlich handelspolitische – Interessenskonflikte zwischen
Griechen, Etrusker und Karthager.
o Osten – Griechen und Perser: Im Osten bildeten sich – vornehmlich
politisch-ideologische – Interessenskonflikte zwischen Griechen und
Perser, der schließlich zum Ausbruch des Ionischen Aufstandes [499 –
494] führten und die Perserkriege einleiteten.


7.2. Ausblick

• Achtungsgebietende Entwicklung: Insgesamt haben sich ,,viele griechische
Siedlungen des Westens sich zu achtunggebietenden Poleis entwickelt, die an
Reichtum und Bevölkerungszahl die Städte der Ägäishalbinsel übertrafen. In
Sizilien schoben sie ihre Einflusssphäre ins Landesinnere vor und stießen dort
Urbanisierungsprozesse an.‘‘ [SCHULZ/ WALTER 2022]
• Sizilien im Fokus athenischer Expansionspolitik: Sizilien und seine griechischen
Kolonien gerieten aufgrund des reichen Edelmetallvorkommens in den Fokus
athenischer Expansionspolitik im 5. Jhd. v. Chr. [→ u.a. Durchführung der
,,Sizilianischen Expedition [415 – 413]‘‘ unter Alkibiades.
• Poleisgründungen unter Alexander dem Großen [336 – 323]: Unter Alexander
dem Großen [336 – 323] wurden im Rahmen seines Eroberungsfeldzugs gegen
das Perserreich eine Vielzahl an Poleis an den ,,Grenzen der Welt‘‘ gegründet
(z.B. in Ägypten, Zentral- und Ostasien)




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