1. Begriffsklärung und Grundlagen zu „Didaktik“ und „Allgemeine Didaktik“
- griech.: „Didaskein“ = Lehren, Lernen, Lehre, Unterricht, Schule
- Didaktisches Dreieck
o Grundlegendes Modell, das die Dimensionen von
Unterricht und deren wechselseitigen
Zusammenhang beschreibt
o Stellt Beziehung zwischen Lehrendem, Lernenden
und dem Lerngegenstand dar
o Beziehung zwischen Lehrendem und
Lerngegenstand konstituiert sich dadurch, dass der
Lehrende den Inhalt vorbereitet → Lernstoff wird zur Lernsituation (operationale
Transformation) umgewandelt, Lerngegenstand analysieren und ggf. reduzieren
o Lernen des SuS durch Erschließen, Aneignen des Lerngegenstands, Selbsttätigkeit,
Zusammenfassung und Re-Präsentation
o Lehrende hilft Lernenden den Lerninhalt selbst zu erschließen durch Visualisieren,
Konstruieren, Moderieren und Präsentieren
o Lehrperson wählt geeignete Methoden aus mit denen Lernende sich bestmöglich mit
dem Lerninhalt bestmöglich auseinandersetzen
➔ Generelle Grundlage für die Planung und Analyse von Unterricht
- Allgemeine Didaktik
„Die allgemeine Didaktik befasst sich im Gegensatz zu den speziellen Didaktiken (Fachdidaktiken) mit den
allgemeinen Prinzipien, Strukturmomenten und der Institutionalisierungsproblematik organisierten Lehrens und
Lernens; sie ist mithin eingeschränkt auf die gesellschaftlich aufgeworfenen, entfalteten und aufrechterhaltenen
Normen, Regeln und Formen des Lehrens und Lernens.“ (Heurßen, 1989)
- Bezug zu Fachwissenschaften und Fachdidaktiken
o Beitrag zur Bestimmung von Gegenwarts- und Zukunftsproblemen für Adressaten
(Leitfunktion)
o Wissenschaftliche Haltbarkeit (Prüffunktion)
o Problem fachwissenschaftlicher Ansätze: wissenslastiger Unterricht, hoher
Abstraktionsgrad, Ausblendung von Lebenssituationen → Gefahr einer „Abbilddidaktik“
o Problem situations- und persönlichkeitsorientierter Ansätze: Systematik des Fachlichen
bleibt unberücksichtigt → Gefahr einer „Betroffenheitsdidaktik“
➔ Fachdidaktik: Zusammenführung von Fachwissenschaft und Allgemeiner
Didaktik unter Berücksichtigung der individuellen Voraussetzungen und
Lebenssituationen der Lernenden
- Grundfragen der Fachdidaktik
1. Festlegung der Ziele und Intentionen von fachbezogenen Bildungsprozessen (Wozu?)
2. Begründung und Auswahl der Inhalte von fachbezogenen Bildungsprozessen (Was?)
3. Planung und Organisation von fachbezogenen Bildungsprozessen (Wie?)
4. Auswahl und Einsatz von Medien in fachbezogenen Bildungsprozessen (Womit?)
5. Überprüfung und Weiterentwicklung des fachbezogenen Lernfortschritts (Mit welchem
Erfolg?)
, Vorbereitungskurs Schulpädagogik-Staatsexamen 2
2. Allgemeindidaktische Modelle und Theorien
- Zeigen Handlungsmöglichkeiten auf und reflektieren ihre Auswirkungen (RIEDL 2010)
- Sind Aussagesysteme zur Struktur und Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen (RIEDL 2010)
- Leisten Orientierungshilfe bei der Durchführung und Planung von Unterricht (RIEDL 2010)
- Dienen dem Verständnis und der Erklärung von Abläufen und Zusammenhängen (RIEDL 2010)
- Haben eine Orientierungsfunktion, eine Strukturierungsfunktion und eine Legitimationsfunktion
(PETERßEN 1996)
3. Die Bildungstheoretische Didaktik (Klafki)
Schwerpunkt: Bildung
Verwandte Didaktiken: Weiterentwicklung von Erich Wenigers und Wilhelm von Humboldts bildungstheoretischen
Didaktiken
Autor: Wolfgang Klafki
Erscheinungsjahr: 1958
Idee: Bildungstheoretische Didaktik soll als Werkzeug dienen, mit dem Unterrichtsinhalte ausgewählt werden, die
besonders hohen Bildungsgehalt aufweisen
Hilfsmittel: sog. „Didaktische Analyse“ soll den Bildungsgehalt überprüfen
Rolle der Lehrkraft: Inhalte auswählen, SuS mit Grundprobleme konfrontieren und zu selbstorganisiertem Lernen
anregen
- Ambivalenz zwischen materialen Bildungsvorstellung und formalen Bildungsvorstellung
, Vorbereitungskurs Schulpädagogik-Staatsexamen 3
- Didaktik = Theorie der Bildungsinhalte -> Voraussetzung ist explizite Reflexion über Bildung
- Kategoriale Bildung: Synthetisierung des Wahrheitsgehalts der vier großen bildungstheoretischen
Strömungen innerhalb eines Kategoriensystems: Objektivismus/Scientismus, Theorie des
Klassischen, funktionale und innere Bildungstheorie
➔ Zentrale Kategorien: Exemplarische, Typische, Repräsentative, Elementare
- Materiale Bildungsvorstellung: relevante Bildungsinhalte, Objekt von Bildung
- Formale Bildung: Lernstrategien, Art und Weise, wie das Subjekt lernt, instrumentelle Fähigkeiten
➔ Formale + materiale Bildung = kategoriale Bildung (doppelseitige Erschließung
von Bildung)
- Prinzipien für Auswahl von Bildungsinhalten
o Elementare: einfache und grundlegende Sachverhalte
o Fundamentale: Grunderfahrungen und grundlegende Einsichten der Wahrnehmung
der Welt
o Exemplarische: das Typische, der Einzelfall, der für die große Auswahl eines Sachgebiets
mit gleicher Struktur steht
- Didaktische Analyse:
o Exemplarische Bedeutung: allgemeiner Sachverhalt
o Gegenwartsbedeutung: Bedeutung im vorhandenen geistigen Leben der SuS
o Zukunftsbedeutung: Bedeutung des Themas für die Zukunft der SuS
o Struktur des Inhalts
o Zugänglichkeit: Interessante Gestaltung des Themas
➔ SuS muss Bildungsinhalte aktiv erschließen
Kritik von Heimann, Otto und Schulz (1979)
- Der vertretene Bildungsbegriff wird als zu formal angesehen
- Einseitige Ausrichtung auf den Lerninhalt (Perspektive des Lernens und der Aneignung wird
ausgeblendet)
- Vernachlässigung der Methodenwahl
- Mangelhafte Berücksichtigung der Wechselbeziehung/Interdependenz zwischen Inhalt,
Methode und Ziel
- Erstarrung des didaktischen Denkens (fünf Grundfragen)
- Fehlende Erfolgskontrolle
➔ Heimann entwickelte daraufhin das „Berliner Modell“ in den 1960er Jahren
, Vorbereitungskurs Schulpädagogik-Staatsexamen 4
4. Die Kritisch-Konstruktive Didaktik (Klafki)
Schwerpunkt: Bildung
Verwandte Didaktiken: Weiterentwicklung der Bildungstheoretischen Didaktik von Klafki
Autor: Wolfgang Klafki
Erscheinungsjahr: 1985
Idee: Die Kritisch-Konstruktive Didaktik voll Lehrende bei der Planung eines „emanzipatorisch orientierten“
Unterrichts unterstützen
Hilfsmittel: „vorläufiges Perspektivschema“ für die Unterrichtsplanung
Rolle der Lehrkraft: SuS bei der Entwicklung von Selbstbestimmungs-, Solidaritäts- sowie Mitbestimmungsfähigkeit
unterstützen
- Beziehungsaspekt hinzugekommen: Art und Weise der Auseinandersetzung
- Gesamtes Lehr-Lerngeschehen und all dessen Dimensionen
- Ziel ist Allgemeinbildung im dreifachen Sinn
o Für alle: richtet sich an alle, Forderung nach Chancengleichheit
o Allseitig: vielseitige Interessen- und Kompetenzentwicklung; kognitives, soziales und
emotionales Lernen; ergebnis-, produkt- und prozessorientiert; moderne Themen im
Interesse der SuS aufgreifen
o Durch das Allgemeine: „epochaltypische Schlüsselprobleme“
- Bereiche der Allgemeinbildung
o Selbstbestimmungsgefühl: eigene und persönliche Lebensbeziehungen und
Sinndeutungen im zwischenmenschlichen, beruflichen, ethischen und religiösen Bereich
o Mitbestimmungsgefühl: Partizipation an gesellschaftlich-politischen Verhältnissen und
verantwortungsbewusster Umgang
o Solidaritätsfähigkeit: Selbstbestimmung Mitbestimmung nur dann rechtfertigen, wenn
der Versuch unternommen wird, für die Rechte jener einzutreten, welche über diese
Rechte nicht verfügen
Beziehungsziele sind Mündigkeit und Emanzipation des Menschen, bzw. der SuS.
- Grundfähigkeiten einer Person mit Allgemeinbildung
o Kritikbereitschaft und -fähigkeit einschließlich der Selbstkritik
o Argumentationsbereitschaft und -fähigkeit
o Empathie (Fähigkeit die Sichtweisen und Perspektiven anderer zu erfassen und
adäquat auf diese einzugehen)
o Denken in Zusammenhängen oder „vernetztes Denken“
- Bedeutung im Unterricht
o Lehrkraft: SuS bei der Entwicklung von Selbstbestimmungs-, Solidaritäts- sowie
Mitbestimmungsfähigkeit unterstützen
o SuS: aktive und reflexive Auseinandersetzung mit den Inhalten; Zusammenhang
zwischen Lehren und Lernen = Interaktionsprozess
o Unterrichtsinhalte: nach bildendem Gehalt auswählen
• Emanzipatorische Probleme (Schlüsselprobleme)
• Instrumentelle Themen (zur Erlangung von grundlegenden Fähigkeiten, die
geübt werden müssen, z.B. Schreib- oder Rechenfähigkeiten)
The benefits of buying summaries with Stuvia:
Guaranteed quality through customer reviews
Stuvia customers have reviewed more than 700,000 summaries. This how you know that you are buying the best documents.
Quick and easy check-out
You can quickly pay through credit card or Stuvia-credit for the summaries. There is no membership needed.
Focus on what matters
Your fellow students write the study notes themselves, which is why the documents are always reliable and up-to-date. This ensures you quickly get to the core!
Frequently asked questions
What do I get when I buy this document?
You get a PDF, available immediately after your purchase. The purchased document is accessible anytime, anywhere and indefinitely through your profile.
Satisfaction guarantee: how does it work?
Our satisfaction guarantee ensures that you always find a study document that suits you well. You fill out a form, and our customer service team takes care of the rest.
Who am I buying these notes from?
Stuvia is a marketplace, so you are not buying this document from us, but from seller DuMonte23332. Stuvia facilitates payment to the seller.
Will I be stuck with a subscription?
No, you only buy these notes for $18.51. You're not tied to anything after your purchase.