Objektivität gilt als wesentlicher Anspruch an die Testbedingungen.
a) Welche Aspekte umfasst dieser Begriff und welche Rolle spielt
Standardisierung in diesem Kontext?
Das Gütekriterium der Objektivität, welches das Streben eines Fragebogens oder Tests nach
Unabhängigkeit von Durchführenden oder Testumfeld beschreibt, wird benötigt, um eine
Verfälschung der Testergebnisse von äußeren Einflüssen zu vermeiden. Die Objektivität
lässt sich dabei in Aspekte der Durchführung, Auswertung und Interpretation unterteilen, die
im Folgenden genauer erläutert werden.
Die Durchführungsobjektivität beschreibt eine Unabhängigkeit von prüfenden Personen
sowie Prüfungsbedingungen, eine Testperson und die an ihr gemessenen Ergebnisse sollen
bspw. nicht durch die Freundlichkeit des Versuchsleiters oder die Temperatur des
Versuchsraums beeinflusst werden, wenn diese sich zu den Verhältnissen, denen eine
andere Testperson ausgesetzt ist, unterscheiden und die Abweichungen nicht beabsichtigt
waren. Für eine hohe Durchführungsobjektivität empfiehlt es sich demnach sämtliche
Störquelllen zu identifizieren und auszuschließen.
Bei der Auswertungsobjektivität handelt es sich ebenfalls um eine anzustrebende
Unabhängigkeit der prüfenden Person jedoch im Rahmen der Auswertung des
Versuchsverfahrens. Die Entscheidungen zu den Ergebnissen einer Versuchsperson dürfen
nicht durch die persönliche Einstellung des Prüfers zur Versuchsperson oder der Thematik
beeinflusst werden, weswegen die Neutralität der auswertenden Person immer notwendig
ist.
Die Interpretationsobjektivität dient als Erweiterung für die Auswertungsobjektivität auf
die Phase der Interpretation von Testergebnissen. Auch hier darf die Art und Weise wie
erhobene Daten interpretiert werden nicht von persönlichem Empfinden oder Absichten der
Interpretierenden abhängig gemacht werden. Aus diesem Grund können manchmal der
Testdurchführende und der interpretierende Part auch nicht dieselbe Person sein.
Alle drei Bereiche der Objektivität können gewährleistet werden, wenn sämtliche
Testbedingungen einheitlichen Standards folgen, die noch vor Beginn der Durchführung für
den Ablauf, die Auswertung und die Interpretation oder Beurteilung festgelegt werden. Diese
Standards beruhen oft auf Vorabinformationen zum Thema, bereits wissenschaftlich
etablierten Verfahren oder eventuell vorliegenden Testmanuals, die den Ablauf genau
beschreiben. Einige populäre und allgemein gültige Standards werden bspw. durch die APA-
Standards definiert. Eine Standardisierung dieser Art kann außerdem dazu dienen
Testergebnisse einfacher mit ähnlichen Tests vergleichbar und interpretierbar zu machen,
die nicht im direkten Bezug zum ursprünglichen Versuchsablauf stehen.
b) Was meint der Satz: „Mitunter werden gleiche Untersuchungsbedingungen nur
bei unvollständiger Standardisierung erreicht“ (Fernlehrbrief, S. 59)
Der obenstehende Satz besagt, dass es nicht immer möglich ist mit einem absolut
einheitlichen Vorgehen in Verfahren, Auswertung und Interpretation Ergebnisse zu erreichen,
die vergleichbar zu anderen Versuchspersonen sind. Die Ausgangslage muss in einem oder
allen Aspekten angepasst werden, um der Diversität und den Anforderungen der
Versuchspersonen gerecht zu werden. Es kann bspw. notwendig sein die Lautstärke einer
Frage durch den Leiter zu erhöhen, wenn ein Hörschaden bei einem Teil der Teilnehmer
vorliegt, jedoch für andere Personen die Fragen in Ursprungston zu stellen, um diese nicht
zu belasten. Ein weiteres Beispiel kann die Durchführung eines mehrsprachigen Tests sein.
Es wird also durch persönlich angepasste Bedingungen Objektivität erreicht, auch wenn dies
nicht dem klassischen Verständnis von Standardisierung entspricht.
Aufgabe 2
a) Warum bezeichnet man die Klassische Testtheorie auch als
„Messfehlertheorie“?
Gemäß der klassischen Testtheorie (KTT) besteht ein beobachtbarer Messwert nie nur aus
dem wahren Wert, oder „true score“, ohne Abweichungen, sondern besitzt immer eine
Verbindung mit einem Messfehler, der auch „error score“ genannt wird, die Größe dieses
Messfehlers bestimmt dabei die Genauigkeit der gesamten Messung weswegen ein großer
Aspekt der KTT davon handelt das Ausmaß dieser Fehlervariable zu bestimmen. Ein
Resultat daraus ist, dass bei sich unendlichen wiederholenden Messungen das Auftreten der
Messfehler gegen Null geht und die Messungen im Durchschnitt den realen Wert aufzeigen.
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