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Psicología Social
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DIE SOZIALE KONSTRUKTION VON ERINNERUNG UND VERGESSEN
John Shotter (1992)
Zusammenfassung:
In diesem Kapitel stellen wir einen sozialkonstruktivistischen Ansatz zum nicht-kognitiven Gedächtnis und Vergessen vor, der auf
den frühen Arbeiten von Bartlett (1923) basiert. Dieser Ansatz konzentriert sich auf unsere Sprechweisen und ihre rhetorische
Natur und hebt hervor, wie individuelle Reaktionen in der Interaktion mit der Gruppe entstehen. Bartlett postulierte, dass
grundlegende menschliche Tendenzen, die auf Konstruktion und Erhaltung ausgerichtet sind, soziale Institutionen hervorbringen,
die sich selbst verewigen. Darüber hinaus stellte er fest, dass Verhaltensweisen nicht von einer einzigen Tendenz bestimmt werden,
sondern vom Konflikt und der gegenseitigen Verstärkung zwischen mehreren Tendenzen.
Unser Ziel ist es, den Begriff der Erinnerung aus Bartletts Frühwerk wiederzubeleben und uns auf die sozialen und institutionellen
Determinanten von Erinnerung und Vergessen zu konzentrieren. Aktuelle kognitive Erklärungen des Gedächtnisses, die die sozialen
Prozesse des Vergessens ignorieren, erklären das Erinnern nicht ausreichend. Bartlett hatte Recht, als er die Bedeutung sozialer
Prozesse für das Gedächtnis betonte, obwohl sein Ansatz später in die experimentelle Psychologie aufgenommen wurde. In der
Rezension von Werken wie denen von Gleitman und Neisser wird der soziale Kontext der Erinnerung ausgelassen, obwohl diese
Autoren behaupten, einem Bartlettschen Ansatz zu folgen.
DIE NUKLEARITÄT UNSERER "ERKLÄRUNGSPRAKTIKEN"
In diesem nicht-kognitiven Ansatz, den wir verfolgen, sind unsere Sprechweisen grundlegend, da davon ausgegangen wird, dass
die Hauptfunktion unseres Diskurses darin besteht, verschiedene soziale Handlungen zu gestalten und zu koordinieren. Wir
repräsentieren nicht die Welt mit unseren Worten, aber diese Wörter erhalten Bedeutung in dem sozialen Kontext, in dem sie
verwendet werden.
Dieser Ansatz stellt die Idee in Frage, dass unsere gelebte Erfahrung grundlegend ist, und legt nahe, dass unsere Art, über unsere
Erfahrungen zu sprechen, dazu dient, bestimmte Modalitäten der sozialen Ordnung aufrechtzuerhalten und zu fördern. Auch unser
Diskurs über Erinnerung und den Prozess des Erinnerns oder Vergessens erfüllt diese Funktion und prägt unser Verständnis und
Handeln in der sozialen Welt.
Bartlett schlug vor, dass das Gedächtnis zunächst vage Gefühle oder Affekte beinhaltet, die durch Sprache formalisiert werden.
Unser Diskurs spiegelt nicht nur unsere Erfahrungen wider, sondern formt sie auch auf eine Weise, die etablierten
gesellschaftlichen Normen entspricht. Letztendlich reproduziert unsere Sprechweise die soziale Ordnung, in die wir sowohl im
Alltag als auch im beruflichen Bereich eingetaucht sind.
DIE DOPPELTE RHETORIK DER SPRACHE
Hier wird der Vorrang des sozialkonstruktivistischen Ansatzes vor dem formativen Aspekt der Sprache und nicht vor ihrem direkten
Bezug betont. Dieser Ansatz hebt zwei Aspekte der Rhetorik hervor.
Erstens zeigt die von Billig erforschte Überzeugungsfunktion der Sprache, wie unsere Worte die Macht haben, die Wahrnehmungen
und Verhaltensweisen von Menschen über das Kognitive hinaus auf mysteriöse Weise zu beeinflussen. Diese Fähigkeit, andere
emotional zu bewegen, wird entscheidend sein, um später zu erforschen, wie sie die Bildung von Erinnerungen und das Vergessen
beeinflusst, ein Aspekt, den wir im Detail sehen werden.
Zweitens hebt die poetische Kraft der Sprache nach Vico und Nietzsche hervor, wie Worte Gefühlen und Aktivitäten Form und
Bedeutung verleihen und eine gemeinsame Realität strukturieren, bevor sie explizit formuliert werden. Diese Sichtweise
unterstreicht die Fähigkeit der Sprache, nicht nur die Realität zu beschreiben oder darzustellen, sondern auch gemeinsame
Bedeutungen zu schaffen und zu gestalten, die unsere kollektiven Erfahrungen prägen.
Diese Analyse unterstreicht die Umkehrungen und Stabilitäten in unseren sprachlichen Konstrukten und Erfahrungen. De Man
schlägt vor, dass unsere Realität intrinsisch durch Sprache konstruiert und nicht nur von ihr reflektiert wird. Diese Idee unterstreicht
die inhärente Instabilität unserer Sprech- und Denkweisen, die sowohl von den Tatsachen der Welt als auch von sprachlichen
Strukturen beeinflusst wird.
Es ist entscheidend, diese voneinander abhängigen Einflüsse zu erkennen und zu entwirren, um zu verstehen, wie sie unsere
sozialen Erfahrungen und Praktiken prägen. Dieser Ansatz lädt uns dazu ein, darüber nachzudenken, wie unsere Sprechweisen
nicht nur bereits existierende Realitäten ausdrücken, sondern sie auch aktiv in spezifischen sozialen Kontexten konstituieren.
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