Ausführliche Zusammenfassung von der Sozialstrukturanalyse-Vorlesung im 1. Semester vom Hauptfach Soziologie:
Grundlagen, Bevölkerung, Private Lebensformen, soziale Ungleichheit. (beinhalten jeweils viele Unterthemen)
Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)
Soziologie
Sozialstrukturanalyse
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GRUNDLAGEN
• SSA = Analyse soz. Strukturen, Prozesse
• Ziele: Deskription (Beschreibung) soz. Strukturen/Prozesse durch empir. Untersuchungen – „Ist“-Zustand
Kausalität (Erklärung)
Politikberatung – „Evidenzbasierte Sozialpolitik“ -> Polit. Ziel: Vorstellung über „Soll“-Zustand, Maßnahm.
• Wissenschaft: Arbeiten „lege artis“= Forschung mit anerkannten wissensch. Methoden
Ergebnisse erst akzeptieren, wenn unabhängig repliziert – Dauerhafter Versuch der Widerlegung
• Satzarten in der Wissensch.:
o Logische Sätze: Definitionen, Tautologien (analytische Sätze) / Kontradiktionen: wahr/falsch unabhängig
vom Zustand der Welt -> keine Lieferung von Erkenntnisgewinn (Vermeiden!!!)
o Präskriptive Sätze: Werturteile, Normen, Soll-Sätze – kein empirischer Gehalt (Vermeiden!!!)
o Empirische Sätze: Aufstellen v. Behauptungen über prinzipiell beobachtbare Sachverhalte, die wahr/falsch
sein können -> Gültigkeit überprüfen als Hauptaufgabe der Erfahrungswissenschaften mit
erfahrungswissenschaftlichen Methoden
→ SOZ = empirische Wissenschaft
• Postulat der Werturteilsfreiheit:
o Wissenschaft muss wertfrei sein (Max Weber Forderung)
o Werturteile empirisch nicht begründbar; wertgesteuerte Wissensch. führt leicht zu falschen Ergebnissen
-> aus natürlichen Beobachtungen keine Norm abzuleiten
o Forschende muss ergebnisoffen sein (Skeptizismus, nicht selektiv forschen);
Verwendung empirischer Methoden passend zur Untersuchung;
Open science: Offenlegung v. Methoden, Daten, Analysen (Replikation ermöglichen)
• Werte entscheidend bei Entstehungszsmhang (Forschungsgegenstand);
Verwertungszsmhang (Wie Welt verbessern)
o Werte können Gegenstand der Wissensch. sein: empirisch (Welche Werte in Gesellsch.)
analytisch (Wie Werte begründet)
• Analyseebenen:
o Mikroebene = Analyse der Merkmale v. Individuen
o Mesoebene = Analyse d. Merkmale v. Haushalten, Organisationen (Mehrere Menschen)
o ! Makroebene = Analyse d. Merkmale von Gesellschaften – Analyse soz. Strukturen (Beschreibung, Erkl.)
• Erklärung:
o „Soziales soll mit Sozialem erklärt werden“ (Émile Durkheim) -> Makro-Makro Erklärung
o Makro-Makro Erkl. unvollständig – Fehlt Mikromodell der individ. Handlungen = Handlungstheorie
(= Warum handeln Menschen so in einer Sit.?)
o Modell soziologischer Erklärung = Makro-Mikro-Makro Erklärung (sozialwissensch. Theorie)
o
• Querschnitt, Längsschnitt (welche Datenart nutze ich für empir. Untersuchungen):
o Querschnittbetrachtung = Zeitpktbezogenes/Einmaliges Bild soz. Strukturen (immer unvollständig)
o Längsschnittbetrachtung -> liefern dynamisches Bild soz. Strukturen
▪ auf Makroebene: Zeitreihendaten geben soz. Wandel wieder (Trendbeschreibung)
-> Zur gleichen Fragestellung/Konstrukt zu mehreren Zeitpkten (Untersch. Personen)
▪ auf Mikroebene: Paneldaten (=Individuum über gewissen zeitl. Verlauf dieselbe Frage stellen)
erlauben Untersuchung individueller (einzelner Pers.) Dynamik -> Verfolgen d. Lebensverlaufs
→ Lebensverlaufsanalyse durch Paneldaten (informativer -> Veränderungen feststellbar)
, BEVÖLKERUNG (DER GESELLSCHAFT)
Struktur, Wandel der Bevölkerung
• Bev. = Basis d. Gesellsch. (Wissenschaftl. Disziplin: Demographie)
• Wohnbev. DE: ca. 84,4 Mio. (Stand: 30.06.2023) -> Sex ratio = 0,96 (96 Männer auf 100 Frauen)
• Demographische Grundgleichung: (Bev.wachstum) -> Bev. wächst „ceteris paribus“ um Summe der Geburten,
Zuzüge
• Entw. d. Bev.: Bevölkerungsvorausberechnung -> Prognosen erstellbar für zB. Planung, Steueraufteilung,…
o Gestorbenen-/Geburtenüberschüss
o Zuzüge > Fortzüge: Positives Saldo
Zuzüge < Fortzüge: Negatives Saldo
• Altersstruktur d. Bev. = Verteilung d. Altersgruppen; Makroeffekt d. demographischen Prozesse d. letzten 100 a
o Altersstruktur 2019: Typ Tannenbaum (wg. Babyboom als geburtenstarker Jg.) -> sex ratio: SR=1,05
o Effekte:
▪ „Echo-Effekt“ eine Generation (ca. 30 Jahre) später (zB bei Baby-Boom)
▪ Effekt d. Kohortengröße im Arbeitsmarkt: crowding-Probleme stark besetzter Kohorten
▪ Easterlin-Hypothese: kleine Kohorten: profitieren auf Arbeitsmarkt -> Folge: neuer Baby-Boom
(empirisch falsch)
▪ Effekte d. Kohortengröße bei Partnerwahl: schrumpfende Bev. -> marriage squeeze (mehr
partnerlose Männer)
o Altersstruktur Annahmen 2060: fast perfekter Pilz (= Ideal) – weniger Junge, mehr Alte
o Kennzahlen d. Altersstruktur: Unterstützungsquotienten
o Alterungsfolgen:
▪ bremst techn. Fortschritt
▪ gefährdet Finanzierbarkeit der Sozialsysteme (abh. v. Produktivität):
(steigt Produktivität synchron mit Altersquotient -> kein notwendiges Steigender Beitragssätze)
(steigt Produktion langsamer -> Gegensteuerung mit längerer Lebensarbeitszeit)
, Fertilität
• TFR => Zusammengefasste Geburtenziffer = Mittlere Anzahl v. Kindern pro fiktiver Frauenkohorte
-> berechnet mittlere (nicht tatsächliche) Kinderzahl aus Geburtsverh. in einem best. Jahr
• Bestandserhaltungsniveau = Kinder pro Frau, damit Bev. konstant bleibt
• Geburtenrückgang: WKe mit anschl. Nachholeffekten
Weltwirtschaftskrise (1930er)
Baby-Booms (3. Reich, 1960)
1. Geburtenrückgang (Anfang 20. Jh.) -> 4.5 auf 2
2. Geburtenrückgang (1970er) -> 2 auf 1,5
• Probleme d. TFR: TPR ist Perioden-Kennziffer -> reagiert auf Tempo-Effekte (zB. Alter d. Frauen bei Geburt
erhöht -> Unterschätzung der wahren Geburtenziffer)
Anstieg d. Geburtsalters -> TFR unterschätzt Fertilität (Frau kriegt Kind 1 Jahr später ->
Ihre Zahl 0 im eigentlichen Jahr; bei vielen Frauen -> Auswirkungen auf Graph)
• CFR => Endgültige Kinderzahl = Abb. d. tatsächlichen Geburtsverh. einer Geburtenkohorte (Geburtenjahrgang)
o Summe d. altersspezifischen Geburtenziffern einer Kohorte bis 45
o Durchschn. Kinderzahl, die Kohorte tats. bekommen hat
o Nachteil: Erst berechnen, wenn Kohorte 45 ist (Nicht aktuell, sondern bildet Geburtverh. d. Vergangenh.)
• West-Ost Vergleich:
• Familienökonom. Handlungstheorie: Nutzen/Kosten v. Kindern
→ Systematik v. Harvey Leibenstein (1975): Erkl. für Geburtenrückgänge (wg. Bildungsexpansion,
Verhütungsmittel, Werteerklärungen)
= Entscheidung, Kinder zu bekommen, unterliegt (unbewussten) Kosten-Nutzen-Kalkulation
o Nutzen:
▪ Konsumnutzen = Affektiver Nutzen v. Kindern (Kinderliebe)
▪ Einkommensnutzen = Wert v. Kindern als Arbeitskraft (a.a. Landwirtschaft)
▪ Versicherungsnutzen = Alterssicherung durch eigene Kinder
o Kosten:
▪ Direkte Kosten = Monetäre Kosten für Nahrung, Ausbildung, etc.
▪ Opportunitätskosten = Kinder kosten Zeit
(Einschränkung d. Erwerbstätigk., Konsum-/Freizeitverzicht)
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