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Zusammenfassung LE3, Modul 1B

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Zusammenfassung von LE3 "Historische Perspektiven auf Bildung und Differenz". Es fehlt das letzte Kapitel, Kapitel 6!

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  • September 4, 2024
  • 39
  • 2024/2025
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Zusammenfassung LE3 – Historische Perspektive auf Bildung und Differenz


1. Einleitung zum Studienbrief
 Historische Perspektiven auf Bildung und Differenz zeigen, dass diese
scheinbar „natürlichen“ oder „überzeitlichen“ Kategorien wie Geschlecht,
Nation oder Behinderung soziale Konstruktionen sind
 Ungleichheitskonstruktionen sind Erfindung der Moderne in Europa.
Ungleichheiten in der Antike oder dem Mittelalter bezogen sich auf andere
Gesellschaftliche Ordnungsvorstellungen, Legitimationsmuster oder
symbolische Repräsentation
 Soziale Kategorien sind in der Moderne dualistisch gedacht und
hierarchisch strukturiert: Mann wird höher gewertet als Frau.
 Historische Perspektiven zeigen, dass soziale Konstruktionen variabel,
widersprüchlich und umkämpft sind
 Dienen als soziale Platzanweiser, dass, was sie darstellen, ist aber nicht
einfach da, sondern muss hergestellt werden.
 Soziale Kategorien sind zudem eng mit gesellschaftlichen
Transformationsprozessen verbunden.




2. Waldschmidt, Anne (2006): Soziales Problem oder kulturelle Differenz? Zur
Geschichte von „Behinderung“ aus der Sicht der „Disability Studies“. In: Traverse.
Zeitschrift für Geschichte, Revue d`Histoire. Bern, 13. Jg., H. 3, S. 31-46 (S.10-26)


2.1 Zur Einführung (S.10)

 Andere Form der Historiographie
 Ansatz der Disability Studies mit der These, das Behinderung nicht
natürlich gegeben ist, sondern erst gesellschaftlich hergestellt wird (durch
Juristische Definitionen, wissenschaftliche Diskurse etc.)
 Aufgrund der noch zahlreichen existierenden Forschungsdesiderata geht es
der Autorin eher um eine Skizze, wie eine Disability History aussehen
könnte
 Disability Studie stellen den Begriff der Behinderung in einen
gesellschaftlichen und historischen Kontext und grenzen sich von
medizinischen Definitionen ab
 Kulturwissenschaftliche und machtkritische Perspektive auf Behinderung
 Behinderung sei eine soziale Konstruktion, die mit Diskriminierungs- und
Stigmatisierungsmechanismen einhergeht.
 Begriff Behinderung damit eine Analysekategorie, keine Beschreibung
einer „Abweichung von der Norm“.
 USA und Großbritannien bereits seit 1990 als Wissenschaft etabliert, in
Deutschland zunehmend rezipiert.
Über die Autorin
 Anne Waldschmidt ist Universitätsprofessorin für Soziologie und Politik der
Rehabilitation, Disability Studie an der Universität zu Köln.
 Seit 2004 leitet sie die Internationalen Forschungsstelle Disability Studie
(Köln)
 Forschungsschwerpunkte sind u.a. Körpersoziologie, Normalisierung und
Behinderung, Intersektionalität und Wissenssoziologie.

,Zusammenfassung LE3 – Historische Perspektive auf Bildung und Differenz




Kontextualisierung des Textes/Lesehinweise
 Behinderung im Sinne Foucault eine „verkörperte Differenz“
 Unspezifischer Sammelbegriff erlaubt es auch Beeinträchtigungen mit
einzubeziehen, die noch nicht mit dem Begriff „Behinderung“ belegt
wurden.
 So kann die Autorin deutlich machen, dass der Terminus „Behinderung“ ein
historisches Konstrukt der Moderne ist
 In der Antike und dem Mittelalter wurden „verkörperte Differenzen“ anders
gedeutet (Erbsünde oder als Zeichen göttlicher Macht).
2.2 Soziales Problem oder kulturelle Differenz? (S.12)
Zur Geschichte von „Behinderung“ aus der Sicht der „Disability Studies“
 Disability Studies: Rehabilitationskritischer und kulturwissenschaftlicher
Diskurs zu Behinderungen, seit 1980er vornehmlich in GB und den USA
 Historiographie von Behinderung als mühseliges unterfangen; Quellenlage
dürftig, besonders vor dem 19. Jhd.
 Im Ergebnis werden vor allem professionelle Sichtweisen reflektiert.
 Die Autorin geht davon aus, dass sich eine Geschichte der Behinderung
rekonstruieren lässt, die nicht dem Rehabilitationsparadigma verhaftet ist,
sondern Behinderung in den allgemeinen gesellschaftlichen Kontext stellt.
 „Verkörperte Differenz“ knüpft an der in den Disability Studies
gebräuchlichen Bezeichnung der embodied difference an.
 Unspezifischer Sammelbegriff, der die vielfältigen körperlichen,
mentalen und psychischen Auffälligkeiten, die sich mittels Körpers
ausrücken und darüber wahrgenommen werden, bezeichnet.
Ausgangsfrage: Was wissen wir über die historischen Prozesse, als deren Ergebnis
wir heute die unterschiedlichsten Phänomene körperlicher, mentaler und
psychischer Abweichung unter der Oberkategorie „Behinderung“
zusammenfassen und vorzugsweise als Gegenstand medizinischer Intervention
und sozialpolitischer Regulierung denken?


2.2.1 Frühgeschichte und Antike: Rudimentäre Fürsorge oder
Behindertenfeindlichkeit? (S.13)
 Angenommene Prävalenz (bestehende Fälle) von gesundheitlicher
Beeinträchtigung durch Krieg, Armut, Mangelernährung, Krankheit,
Verletzungen, Geburtskomplikationen oder Körperstrafen
 Es wird bezweifelt, dass es in frühen menschlichen Gesellschaften soziale
Gruppen der „Behinderten“ gab
 Abweichungen und Auffälligkeiten werden als „Zeichen göttlicher
Macht“ oder als Unheil und Ausschlussgrund gedeutet worden sein.
 Urgesellschaft und Altertum haben Anzeichen für akzeptierte, aber
auch exkludierte Reaktionsweisen
 Disability History weist auf rudimentäre Fürsorgeleistungen im alten
Griechenland hin
 Zudem gibt es kein altgriechisches Wort für „Behinderung“, es wurde
scheinbar auch nicht zwischen körperlicher und geistiger Behinderung
unterschieden.

,Zusammenfassung LE3 – Historische Perspektive auf Bildung und Differenz


 Sklavenhalterschaft war körperliche Differenz besonders schwerwiegend
bzgl. Der Arbeitsleistung.
 Intellektuelle waren weniger beeinträchtigt, solange die kognitiven
Fähigkeiten nicht beeinträchtigt wurden.
 Wichtig war, dass die erlaubte, soziale Funktion weiter ausgeführt werden
konnte.
 Bräuche postnataler Selektion, materielle und religiöse Gründe von
Bedeutung.
 Kontext des Infantizids auch keltisch germanischer Aberglaube vom
„Wechselbalg“, wo Neugeborenen mit missgestaltungen vom Teufel
oder Dämonen abstammen, von Bedeutung.
 Dieser Glaube blieb bis in die Reformationszeit und Renaissance
lebendig
2.2.2 Mittelalter und frühe Neuzeit: Magie, Spektakel und Almosengabe (S.14)

 Terminus „Behinderung“ existierte nicht
 Verkörperte Abweichungen wurden konkret benannt (Krüppelhaft).
 Bis ins 15. Jhd. galt Magie als legitime Praxis
 Blieb die magische Handlung erfolglos, gab es noch Hoffnung in der
Wunderheilung
 Diese war im doppelten Sinn spektakulär: Einerseits die unerwartete
Wirkung, andererseits ein inszeniertes öffentliches Spektakel
 Behinderung galt weniger als Behandlungsbedürftig als ein
transzendentales Zeichen
 Christliche Ethik: Beeinträchtigung als Zeichen göttlichen Auserwähltseins,
andererseits im Zusammenhang mit Erbsünden
 Europäisches Mittelalter mit enger Verbindung von Armut und
Behinderung.
 Blinde und „Einfältige“, also die Schwächsten, wurde eine besondere Nähe
zu Gott bescheinigt
 Reformation im 15. und 16. Jhd. ließ die Wohlwollende Stimmung zu
Missbilligung und Abwehr werden.
 Städtische Bettlerordnung schloss Ortsfremde von der Almosengabe aus,
Bettlererlaubnis wurde von der Bedürftigkeit und Beeinträchtigung
abhängig gemacht.
 Neben der Unterstützung der Zünfte, Gilden, Burschenschaften und
Gemeinden war im Mittelalter die Familie von großer Bedeutung für
beeinträchtigte.
 Erste institutionelle Fürsorge und Unterbringungen.
 Als Folge des 30-Jährigen Krieges stieg die Zahl der Körper-, Geistig und
Seelisch beeinträchtigten -> Große Mehrheit bekam zumindest in D. keine
staatliche Unterstützung
 Merkantilismus und Absolutismus und der damit einhergehende Anstieg
gewerblicher Produktion lieferte Begründung für Sanktionierung des
Müßigganges als aller Laster Anfang
 Mitte 17. Jhd. institutionelle Zwangsarbeit, wo die „Große Gefangenschaft“
all denen drohte, die sich nicht in die sich formierende Arbeitergesellschaft
einfinden konnten.
 Erste, Folterähnliche Methoden zur Therapie kamen auf
2.2.3 Zeitalter der Aufklärung: Arbeits- und Vertragsfähigkeit als „Moderne
Problematik“ (S.15)

, Zusammenfassung LE3 – Historische Perspektive auf Bildung und Differenz


 Entstehender Kapitalismus stellt die Frage, was mit denen passiert, die
nicht der Arbeitsdisziplin unterworfen werden können.
 Zunächst versuchten die Kommunen mit einer Politik der Abschottung und
Ausweisung (den „Krüppelfuhren“), sich der Verantwortung für die
Arbeitsunfähigen zu entledigen.
 Gleichzeitig entstanden Masseneinrichtungen, in denen Beeinträchtigte
unterschiedslos untergebracht wurden.
 Problem der Rechts- und Vertragsfähigkeit kam auf
 „Idioten“ und „Irre“ bekamen Vormundschaft und wurden so vermittelt
zu Vertragssubjekten
 Psychiatrie entwickelte ich als die zuständige Wissenschaftsdisziplin
 Für Taubstumme, Blinde und „Krüppel“ wurde die Frage gestellt, ob es
gelingen würde, sie als logisch denkende Wesen und damit als
Vertragsfähig auszuweisen.
 Schlüssel dafür lag in der Erziehung und Bildung
 Zweite Hälfte des 18. Jhd. wurden erste Schulen für Gehörlose Kinder
gegründet
 Orthopädie kam als neue medizinische Disziplin für „verkrüppelte“ Kinder
 18. Jhd. insgesamt durch eine allmähliche Durchsetzung säkularisierter und
wissenschaftlicher Sichtweisen auf verkörperte Abweichungen
gekennzeichnet
2.2.4 19. Jahrhundert: „Soziale Frage“ und Institutionalisierung (S.16)

 Im 19. Jhd. kam durch die Industrialisierung und dem
Manchesterkapitalismus die „soziale Frage“, bei der
Gesundheitsschädigungen als Ursache von Verarmung eine große Rolle
spielten.
 Alle Erwerbsunfähigen wurden einer repressiv-kontrollierenden
Armenfürsorge ausgesetzt, mit dem Zwang zur Lohnarbeit
 Ende des Jahrhunderts kam das Sozialversicherungsprinzip auf,
Arbeitsunfallopfer und Erwerbsgeminderte wurden aus der Masse der
Armen herausgehoben und bekamen einklagbare Ansprüche auf
Versicherungsleistungen.
 Wohlfahrtstaatsmodell setzte die Distinktion an Erwerbsstellung und
Schädigungsursache an
 Arbeitsunfall wurde zu einem „normalen Risiko“ welches jeden Treffen kann
 Im 19. Jhd. wurde mit großer Geschwindigkeit das fürsorgerische
Anstaltswesen ausgebaut.
 Auffallend Gleichmäßig setzte sich die Asylierungspraxis in ganz Europa
durch
 Ab 1880 „Hilfsschulen“ in D., um die Volksschulen, die im Zuge der
technologischen Entwicklung ein gehobeneres Bildungsniveau haben
sollten, von den Problemschülern zu entlasten.
 Argument, dass Lernschwache Schüler mehr Förderung brauchen, setzte
sich schnell durch.
 Ausgehendes 19. Jhd. vor dem Hintergrund der ökonomischen Krise und
politischer Restauration gewann Sozialdarwinismus und
Degenerationstheorien an Einfluss.
 Bildungsoptimismus verschwand, Einrichtungen für Beeinträchtigte
wandelten sich in reine Pflege- und Verwahrungsanstalten.

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