Im Rahmen der Reihe „Nachhaltigkeit – Echter Trend oder nur Augenwischerei?“
veröffentlicht eine überregionale Wochenzeitung auch Beiträge von jungen Erwachsenen. Die
Zeitung plant eine neue Ausgabe zu der Frage:
„SUVs – die neuen Lieblinge der Deutschen: Fluch oder Segen?“
Verfassen Sie einen Kommentar, in dem Sie sich zu dieser Thematik positionieren. Nutzen
Sie dazu die beigefügten Texte sowie die beigefügten Materialien und beziehen Sie eigenes
Wissen und eigene Erfahrungen mit ein. Wählen Sie eine geeignete Überschrift.
Ihr Kommentar soll etwa 800 Wörter umfassen.
MATERIAL 1:
Darum sind SUV so erfolgreich
Die Golf-Klasse vom Thron gestürzt: SUV stehen inzwischen regelmäßig auf Platz eins der
Zulassungs-Charts – während das nachhaltige Leben immer mehr Bedeutung bekommt und
selbst Fleischhersteller aus Umweltgründen weniger Fleisch verkaufen wollen. Wie lässt sich
erklären, dass die schweren Offroader dennoch immer beliebter werden? Der
Wirtschaftspsychologe Rüdiger Hossiep von der Ruhr-Universität Bochum erklärt das
Phänomen.
Wie lässt sich der Erfolg von SUVs erklären? Was zieht die Menschen in diese Autos?
Hossiep: Man kann das Auto als gepanzertes Selbst verstehen. Ich kann mich mit einem SUV
stärker von der Außenwelt abschotten und transportiere auch etwas nach außen. Es erzeugt so
etwas wie ein Überlegenheitsgefühl. Man sitzt höher, ist vermeintlich für jede Lage gut
gerüstet und hat mehr Bodenfreiheit.
Die geht aber auch mit überproportionalem Spritverbrauch einher. Denn wenn die Autos
einige Zentimeter höher liegen und entsprechend große Stirnflächen haben, sorgt das eben für
einen schlechten Cw-Wert.
Sind SUV-Fahrer rücksichtlose Machos und neigen zu Protzerei?
In Teilen stimmt das sicherlich für Fahrer und für Fahrerinnen. Wo Rauch ist, ist in der Regel
auch Feuer. Sie können ja mal schauen, was sich prominente Fußballspieler zum Teil für
Autos kaufen. Da gibt es durchaus Geländewagen mit acht oder zwölf Zylindern, die auf der
Autobahn 40 Liter verbrauchen.
, Diese extrem tiefgelegten Sport-SUVs haben kaum Abrollkomfort und wenig Bodenfreiheit.
Warum macht man sowas? Das kann keinen rationalen Grund mehr haben. Das ist weitgehend
sinnfrei, außer es geht eben um emotionale Aspekte.
Viele wollen aber einfach nur bequemer ein- und aussteigen.
Das ist eher ein Scheinargument. Das geht ja mit vielen anderen Autos wie einem Kleinwagen
oder einem Van auch. Da können Sie ebenso bequem ein- und aussteigen. Der Mensch ist ja
kein rationales Wesen, sondern ein rationalisierendes. Das heißt, er hat immer gute Gründe.
Der Trend geht Richtung SUV, und wenn sich Waltraud oder Dieter einen Tiguan kaufen,
hätte ich auch gern einen.
Aber es gibt auch handfeste Vorteile?
Ein SUV erzeugt ein gewisses Überlegenheitsgefühl. Es ist leiser und es entkoppelt einen
mehr von der Umwelt. Man fühlt sich nicht nur sicherer, das ist auch so. Denn im Falle eines
Crashs hat in der Regel derjenige den Vorteil, der das schwerere Fahrzeug hat. Und man ist
dem Unbill durch andere Verkehrsteilnehmer weniger ausgesetzt.
Mit einem SUV kann man sich Respekt verschaffen?
Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Autofahrer, die an einer grünen Ampel stehen
bleiben, umso später vom Hintermann angehupt werden, je größer ihr Auto ist. Fahren Sie
mal mit einem Kleinstwagen und anschließend mit einem großen SUV rum. Sie werden völlig
andere Erfahrungen im Verkehr machen. Mit dem großen SUV lassen Sie die anderen Leute
ziemlich in Ruhe.
Und mit einem kleinen SUV? Lassen mich dann die anderen Kleinwagen in Ruhe?
Das ist dann wohl die Hoffnung, die die Leute damit verbinden, ja.
Stehen die SUVs allgemein für ein gewisses Schutzbedürfnis?
Ja und diese Schutzbedürftigkeit dürfte sogar noch zunehmen, denn der Straßenverkehr wird
ja immer enger und ruppiger. Autofronten werden in diesem Zuge auch immer aggressiver
gestylt. Durch die rauer gewordene Verkehrsumwelt, die Dichte des Verkehrs, höheren
Zeitdruck und schnellere Fahrzeuge wird sich der Trend verstärken.
Letztlich ist das eigene Auto ja ein Rückzugsort zum Mitnehmen. Öffentliche Verkehrsmittel
bieten dies so nicht, so dass man im doppelten Wortsinn eher angreifbar ist. Auch aus diesem
Grund erleben wir eine Renaissance des Individualverkehrs gerade bei Frauen, die sich dann
sicherer fühlen.
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