1.3 Psychologie als wissenschaftliche Forschungsmethode
1. wie stellt man die richtigen Fragen?
2. Wie findet man die richtigen Antworten?
3. Wie bewertet man deren Gültigkeit?
1.3.1 Schwächen des „gesunden Menschenverstandes“
- indirekte und direkte Erfahrungen geben uns wachsendes Weltbild und dessen
Gesetzmäßigkeiten
- Ein und dieselbe Situation kann unterschiedlich erlebt & wahrgenommen werden
1. Einstellungs- bzw. Erwartungs-Effekt
2. Überbewertungs-Effekt (overconfidence effect)
3. Rückschaufehler (hindsight bias)
Einstellungs- oder Erwartungseffekt
- gesehenes o. Gelesenes interpretieren wir gemäß unserer Erwartung
- Vexierbilder sind ein gutes Beispiel
1.3.2 Overconfidence-Effekt
- Schwäche des gesunden Menschenverstands ist es, unsere nicht bewusste Neigung/ unser
eigenes Wissen als zuverlässiger bzw richtiger zu beurteilen als es tatsächlich ist
- Übermäßiges Vertrauen wird als Überbewertungsschwäche oder Overconfidence-Effekt
bezeichnet
- Effekt verstärkt dich die Neigung Informationen zu suchen und behalten, die die eigene
Vorstellung bekräftigen
- Widersprüchliche Infos werden leichter übersehen oder vergessen
Hindsight-Bias oder Rückschaufehler
- wir meinen rückblickend, die Dinge seien längst geklärt bzw schon immer geklärt gewesen
- Wissenschaftliche Ergebnisse/historische Ereignisse erscheinen uns im Nachhinein, wenn sie
bekannt sind, als einleuchtend bzw selbstverständlich
„Diese Tendenz, nach Kenntnis des Ergebnisses zu glauben, man habe das Ergebnis
vorhergesehen, wird in der Psychologie bisweilen auch als I-knew-it-all-along-Phänomen
bezeichnet.“
Auszug aus: Christian Becker-Carus and Mike Wendt. „Allgemeine Psychologie.“ Apple Books.
1.3.3 Von der wissenschaftlichen Fragestellung zur Hypothesen- und Theoriebildung
MERKE: Es ist nicht immer die offensichtliche Antwort auf ein Problem die richtige. Man darf sich
nicht dazu verleiten lassen die Suche nach alternativen Antworten aufzugeben!
Das Bilden von Hypothesen ist der erste Schritt, den wir als Wissenschaftler machen, wenn wir
uns einem Phänomen zuwenden, dessen Ursachenzusammenhänge wir verstehen wollen.
Hypothesen sind potenzielle Antworten auf die gestellten Fragen. Untersuchungsvorhaben
beginnen i.d.R. mit einer Hypothesenformulierung, deren Richtigkeit/Unrichtigkeit durch die
Untersuchung empirisch untersucht werden soll.
Um unvoreingenommen Handeln zu können müssen zunächst alle denkbaren
Alternativhypothesen gesammelt werden.
, Bilden von Theorien
Die Psychologie versteht sich als empirische Wissenschaft(Erfahrungswissenschaft).
Entscheidendes Kriterium ist die empirische Überprüfbarkeit, wobei für das Erheben von
Beobachtungsdaten 4 elementare Prinzipien gelten:
1. Relevante Daten sammeln durch systematische Beobachtung/Aufzeichnung
2. Daten nach definierten & nachvollziehbaren Regeln auswerten - Forderung der Objektivität
3. Beobachtungen, Befunde, Interpretationen so darlegen, dass sie replizierter sind, zur
möglichen Verifizierung bzw Falsifizierung
4. Ergebnisse Veröffentlichen und für Weiterentwicklung durch andere ermöglichen
Wissenschaftliche Theorie ist eine auf gezielten oder experimentellen Beobachtungen basierende
Erklärung eines Gegenstandbereichs.
„Eine Theorie vereinfacht unser Wissen, indem sie sonst isoliert erscheinende Einzelfakten in
einen organisierten Zusammenhang stellt, der unser Verständnis erleichtert.“
Auszug aus: Christian Becker-Carus and Mike Wendt. „Allgemeine Psychologie.“ Apple Books.
Regeln der Beweisführung nach Mill
„Bezeichnen wir etwas als Ursache eines bestimmten Phänomens, so muss
1.
es immer dann auftreten, wenn das Phänomen auftritt;
2.
das Phänomen immer dann auftreten, wenn die vermutliche Ursache auftritt;“
„3.
das Phänomen variieren, wenn die vermutliche Ursache variiert.
4.
Weist ein Phänomen, dessen Ursache bekannt ist, zusätzliche Eigenschaften auf (die nicht aus
der bekannten Ursache folgten), dann gibt es dafür zusätzliche Ursachen.“
Auszug aus: Christian Becker-Carus and Mike Wendt. „Allgemeine Psychologie.“ Apple Books.
Unsere Schlussfolgerungen und Erkenntnisse sind weitgehend immer nur als vorläufig oder
unvollständig zu betrachten.
Eingrenzung des Phänomenbereichs
Um weitreichende Fragestellungen wissenschaftlich Greifbar zu machen müssen wir sie in eine
Überprüfbare & operationalisierbare Fragestellung (Hypothese) überführen, d.h. den Blickwinkel
zur prüfbaren Einzeluntersuchung eingrenzen.
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