Dieses Dokument beinhaltet eine vollständige Dialog-, bzw. Szenenanalyse der zweiten Szene des zweiten Aktes in Schillers "Die Räuber". In der analysierten Szene führt Franz ein hitziges Gespräch mit seinem Hausknecht Daniel.
DIALOGANALYSE
In der zu analysierenden zweiten Szene des vierten Aktes in „Die Räuber“ von Friedrich Schiller führt Franz
ein hitziges Gespräch mit seinem Hausknecht Daniel, in dem er ihn davon überzeugen möchte, seinen als
Graf verkleideten Bruder Karl umzubringen.
Die Szene beginnt damit, dass Daniel Franz auf dessen Anweisung hin einen Wein bringt. Franz bezichtigt
ihn daraufhin dem Versuch, ihn vergiften zu wollen und konfrontiert Daniel mit seiner Vermutung, dass
er, der angebliche Graf und Amalia sich verschworen haben, um Franz loszuwerden. Er wird dabei sogar
handgreiflich. Der 71-jährige streitet dies mehrfach ab und versichert ihm, dass er falsch liege. Franz
verzeiht ihm betont und weist ihn kurz darauf an, den Grafen, der sich später als Franz Bruder entpuppt,
umzubringen. Daniel weigert sich und argumentiert größtenteils durch seinen Glauben und sein hohes
Alter. Nach mehreren Drohungen und einer unter Druck Setzung seitens Franz stimmt der Hausknecht
dann zu.
Franz versucht durch seine aggressive Sprache, Daniel seine Rolle als Übergeordneter klarzumachen und
durch Bedrängen zu einer ihm passenden Entscheidung zu zwingen. Er beschuldigt Daniel daher auch erst
etwas, bevor er ihm seinen Befehl erteilt. Daniel ist so schon verunsichert und eingeschüchtert und wird
ihm daher eher zustimmen. Auch Franz Gesprächsführung, in der er immer wieder Gnade verdeutlicht
(Vgl. S. 71 „Diesmal will ich dir verzeihen“, S.73 „Siehe, ich gebe dir einen ganzen Tag noch Bedenkzeit“)
und gleichzeitig Drohungen und Beleidigungen ausspricht (Vgl. S.71 „Willst du dein Leben im tiefsten
meiner Thürme vollends ausschmachten, wo der Hunger dich zwingen wird, deine eigenen Knochen
abzunagen“, S. „was soll das Geplapper?“), baut noch mehr Druck auf.
Daniel jedoch antwortet seinem Herrn eher sachlich und unterwürfig, er ist sich seiner Rolle also bewusst
und setzt dies durch Aussagen wie „Niemals, mein Gebieter“ (S. 71) gezielt ein, um Franz zu schmeicheln.
Er möchte sich ruhig aus der Sache herausreden und versucht dafür teilweise auch Mitleid zu erregen, wie
auf S.72: „und Ihr wollt mir den letzten Trost rauben im Sterben, dass der Wurm des Gewissens mich um
mein letztes Gebet bringe“.
Insgesamt dominiert und leitet also Franz das Gespräch und Daniel reagiert mit meist kurzen, ruhigen
Antworten, um Franz nicht weiter aufzuregen.
Die Szene ist ein elementarer Bestandteil des ganzen Dramas, da sie den Grundstein für einen weiteren
geplanten Mord legt, also Franz nochmals kritisch beleuchtet, und insbesondere der Charakter Daniel, als
sein komplettes Gegenteil, besser kennengelernt wird. Das Zusammenspiel der Gegensätze Gut und Böse
wird hier für den Leser also besonders deutlich.
Das direkte Zusammenspiel der beiden gegensätzlichen Charaktere und Intentionen erzeugt eine gewisse
Spannung, die sich durch die gesamte Szene zieht. Das Ende ist meiner Meinung nach sehr überraschend,
da ein so gläubiger Mensch wie Daniel eigentlich niemanden töten würde. So stellt sich nun die Frage, ob
er dies denn auch tun wird. Hat er nur aus Leichtsinn, der durch den entstandenen Druck herbeigeführt
wurde, ein solches Versprechen, das gegen all seine moralischen Grundsätze verstößt, gegeben und wird
es trotzdem niemals tun, oder steht er tatsächlich hinter seiner Aussage und hat vor, Karl am nächsten
Tag zu töten?
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