Ich stelle hier meine 14 Punkte Klausur der Kursstufe im Fach Deutsch zur Verfügung. Es handelt sich um eine Interpretation von 'Faust', Szene 'Abend', sowie eine Analyse des Menschenbildes des Herrn und Mephistos. Die Korrektur der Lehrkraft, sowie die originale Aufgabenstellung sind ebenfalls en...
Faust - Szenenauszug „Abend“ (V. 2684-2728)
Interpretation des Menschenbildes des Herrn
„Faust, der Tragödie erster Teil“ von Johann Wolfgang von Goethe wurde 1808 veröffentlicht.
Aufgrund der langen Entstehungszeit lässt sich das Drama der Epoche des Sturm und Drangs, der
Weimarer Klassik und der Romantik zuordnen. Das Werk begleitet den Gelehrten Heinrich Faust,
welcher Mephistopheles (Mephisto), einem Geschöpf der teuflischen Welt seine Seele verspricht,
falls es diesem gelingen sollte, Faust von seinem Streben nach Transzendenz zu befreien.
Dieser setzt hierbei auf die Befriedigung sinnlicher Genüsse und sorgt dafür, dass Faust sich mithilfe
eines Zaubertranks einer Verjüngungskur unterzieht.
Nachdem Faust das Ebenbild Helenas in einem Spiegel erblickt, trifft er auf das junge tiefgläubige
Gretchen. Mithilfe eines Geschenkes von Mephisto möchte er sie erobern.
Die Verse 2684 - 2744 der Szene Abend stehen am Anfang der Gretchentragödie. Faust und
Mephisto brechen in dieser Szene im Gretchen Zimmer ein.
Nachdem der Gelehrte seine Umgebung ausgiebig erkundet hat, platziert Mephisto Gretchens
Geschenk in ihrem Schrein. Das Geschenk beeindruckt das einfache Mädchen aus kleinbürgerlichen
Verhältnissen schwer, weshalb die Szene ‚Abend‘ zur Annäherung der beiden beiträgt. Nach zwei
Treffen im Garten von Gretchens Nachbarin Marthe, kommt es schließlich zu einer gemeinsamen
Liebesnacht, bei welcher Gretchen ungewollt schwanger wird und ihre Mutter durch Verabreichung
eines Schlaftrankes ums Leben kommt. Die Schwangerschaft Gretchens besiegelt ihre
gesellschaftliche Ächtung und treibt sie zum Kindesmord.
Das aufgrund der Verantwortlichkeit an den Tötungen von Mutter und Kind wahnsinnig gewordene
Gretchen, endet schließlich im Kerker - ihr droht die Hinrichtung.
Da die Verse 2684 - 2744 der Szene ‚Abend‘ einen maßgeblichen Beitrag für die Annäherung Faust
an Gretchen leisten, stellt sich die Frage, inwiefern das Scheitern der Beziehung und somit der
Ausgang der Gretchentragödie bereits angedeutet wird.
Die angegebenen Verse dieser Szene beginnen mit dem Einstieg Mephistos und Fausts in Gretchens
Zimmer. Zugleich äußert Faust den Wunsch von Mephisto alleine gelassen zu werden („Ich bitte dich,
lass mich allein!“; V.2685) Dies deutet darauf hin, dass Faust bereits Gefühle für Gretchen entwickelt
hat und diesen nun im Privaten freien Lauf lassen möchte.
Faust beginnt nun Gretchens Zimmer gründlich zu erkunden und gibt währenddessen seine eigenen
Gedankengänge in Form eines Monologs für den Leser frei. Die reichliche Verwendung von
Exclamatio (vgl.V. 2687 f.) spiegelt Fausts innere Erregtheit wider und unterstützt seine Aussage von
„süßer Liebessporn“ V.2689 ergriffen zu sein auf sprachlicher Ebene.
Fausts Monolog charakterisiert zudem Gretchen selbst. So enttarnt seine Beschreibung „der Füll und
Ordnung“ V. 2703 und der Armut in Gretchens Zimmer (vgl. V. 2693) diese als braves Mädchen aus
kleinbürgerlichen Verhältnissen.
, Bemerkungen wie „fromm“ (V.2701) und ein „geborener Engel“ (V.2712) verweisen zudem auf
Gretchens tiefen Glauben.
Während Faust im ersten Abschnitt seines Monologes verdeutlicht, dass er sich in Gretchens Zimmer
wohlfühlt und am liebsten noch „volle Stunden“ dort „säumen“ würde (V.2710) würde, reflektiert er
ab V. 2717 sein eigenes Verhalten.
Er erkennt eine Selbstentfremdung (vgl.V. 2720) in seinem Vorgehen und zweifelt plötzlich an
dessen Richtigkeit („Was willst du hier?; V. 2719). Als Mephisto erscheint, bittet er dringlichst in
einer Repetitio zur Flucht („Fort! Fort!“ V.2730) und verdeutlicht somit Unsicherheit.
Mephisto drängt Faust jedoch und sorgt für die Platzierung des Geschenkes.
Die Szene „Abend“ verdeutlich die Gegensätze Faust und Gretchens, welche eine gleichwertige
Beziehung verhindern.
So fehlt es Faust an Glauben, was Gretchen später in der Szene ‚Marthens Garten‘ erschreckend
feststellen muss („du hast kein Christentum“; V.3467).
Somit bildet er einen Kontrast zum gottesfürchtigen Gretchen.
Desweiteren trennt die beiden einen Bildungsunterschied, welcher in den angegebenen Versen
angedeutet wird. Fausts Verwendung von Madrigalversen (vgl. V.2717 f.) zeugen von seiner
sprachlichen Gewandtheit und Lebenserfahrung. Gretchen kann dem nichts entgegenhalten, da sie
Fausts Bildungsstand schon aufgrund ihres jungen Alters unterliegen ist. Dies wird durch Fausts
Verwendung des Diminuitiv („Liebchen“; V.2700) deutlich. Er degradiert sie somit auf die Ebene des
untergeordneten Kindes.
Auch der Standesunterschied erschafft eine unüberbrückbare Distanz zwischen den beiden.
Während Gretchens „Armut“ (V.2693) deren Zugehörigkeit zum Kleinbürgertum verdeutlicht, steht
Faust als Universalgelehrter deutlich über ihr in der sozialen Rangordnung.
Desweiteren bekommt Faust bereits in dieser Szene böse Vorahnung. Er bemerkt die eigene
Entfremdung („Ich kenne dich nicht mehr“ V.2720). Sein schweres Herz (vgl.V. 2719) könnte darauf
zurückzuführen sein, dass Faust sich unsicher ist, ob sein Drang nach Gretchen auf das Erblicken
Helenas im Spiegel oder auf aufrichtiger Liebe basiert.
Hinzu kommt der negative Einfluss Mephistos auf die Beziehung Gretchens und Fausts, welcher
bereits in dieser Szene deutlich wird.
Faust entspricht in dieser Szene vorerst dem Menschenbild des Herrn. So entwickelt er zwar Gefühle
für Gretchen, ist gleichzeitig jedoch von Zweifeln geplagt („Ich weiß nicht, soll ich?“; V.2737). Dieses
Verhalten entspricht der Definition des Herrn: „Ein guter Mensch in dunklen Drange, ist sich des
rechten Weges wohl bewusst.“ (V. 328 – 329). Das Erscheinen von Mephisto löst jedoch einen
inneren Umbruch in Faust aus. Mephisto, welcher ganz nach seiner Menschenvorstellung an Fausts
„Lüsternheit“ V.2740, sprich seine animalischen Triebe appelliert, wandelt Fausts anfänglichen
Liebesgefühle in Begierde.
Diese in Faust Geweckte rein Begierde, ist auch der ausschlaggebende Punkt für das Scheitern der
Beziehung. Faust opfert Gretchen für den Versuch sich von seinem Streben nach Transzendenz zu
befreien, indem er seine Begierde in der Liebesnacht stillt und trägt somit zur Schwängerung und
dem unglücklichen Schicksal Gretchens bei.
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