Kapitel 12 - Emotion
12.1 Emotion und Motivation
Emotion lässt sich als ein stark motivatonaler Zustand charakterisieren, der gewöhnlich von erhöhter
Reizbarkeit und verstärktem Zuwendungs- oder Rückzugsverhalten begleitet wird und der eine erhöhte,
weit reichende Aktivität des autonomen und zentralen Nervensystems umfasst.
12.1.1 Emotionale Reaktionsweisen: Komponenten der Emotion
Emotionen sind psychische Kräfte, denen jedoch die homöostatische Einheit der wiederholten Abfolge von
Anreiz - Verlangen - Befriedigung fehlt. Emotionen und Motivationen sind nur bedingt voneinander
abgrenzbar.
Emotionen sind eine „bewegende Erfahrung“ die sich als eine Mischung auf drei Hauptebenen vollzieht:
1. Physiologische Ebene umfasst die körperlich-physiologischen Veränderungen (homonale, viszerale
Erregungen).
2. Kognitive Ebene bezeichnet den Bereich des eigenen subjektiven psychologischen Erlebens,
einschließlich der kognitiven Interpretation des Erlebens.
3. Motorische Ebene umfasst den Bereich des o enen Verhaltens & Ausdrucks einschließlich der Tendenz
zum Handeln. Diese Ebene kann in weitere Ebenen di erenziert werden (behavioral und expressiv)
Emotion zeigt sich als eine Reaktion des ganzen Organismus und umfasst physiologische Erregung,
bewusstes kognitives Erleben und Ausdrucksverhalten.
Es können Fragen zur Wirkung von emotionalen Stimmungen gestellt werden, wie zB die Auswirkungen auf
Gedächtnis- und Denkprozesse oder auf Leistungen.
Nach Rubinstein lassen sich Emotionen als genetisch verankerte „Stellungnahmen“ des Subjekts zur
Umwelt in Form seines unmittelbaren Erlebens verstehen. Emotionen umfassen das Erleben des
Individuums und dessen Ausdruck.
Der Erlebnisaspekt dient v.a. der Steuerung des eigenen Verhaltens und entspricht der motivatonalen
Komponente der Emotion.
Der Ausdrucksaspekt dient als Komponente der sozialen, z.T. nonverbalen Kommunikation, der Steuerung
des Verhaltens anderer Menschen.
Emotionen können durch bewusste Ereignisse hervorgerufen werden, doch ein Großteil unseres
emotionalen Verhaltens läuft „unbewusst“ ab. Ein bestimmter Bewusstseinsgrad/-zustand scheint weder
notwendig nicht hinreichend für das Auftreten eines bestimmten emotionalen Verhaltens zu sein.
12.1.2 Funktionale Bedeutung von Emotionen
Emotion erhält ihre Funktion durch ihre handlungssteuernde Wirkung.
Emotionen treten als Reaktionen auf positiv verstärkende Reize oder als Reaktionen auf aversiv bestrafende
Reize auf, oder das Unterbleiben dieser, was dann zu Erleichterung führt.
Die neuronalen Verstärkungssysteme sind weitgehend mit den neuronalen Generatoren für Gefühle
gleichzusetzen, denn letztere bestimmen die Auftrittswahrscheinlichkeit der jeweiligen Reaktionen wie auch
die Einprägung von Gedächtnisinhalten.
Systhemtheoretische Perspektiven sehen die einzelnen Komponenten einer Emotion als miteinander in
reziproker Wechselwirkung stehen die sich gegenseitig beein ussen.
Grundlegende Arten der emotionalen
Auseinandersetzung mit der Umwelt,
resultierende Verhaltensweisen und
zugeordnete basale Emotionen.
(Nach Plutchnik)
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, 12.1.3 Emotion und Erregung (physiologische Ebene)
Bei starken Emotionen kommt es zu physiologischen Erregungen. Einige dieser Erregungen sind
o enkundig und wir bemerken sie sofort, während andere weniger au ällig mobilisiert werden, wie zB die
Energiebereitstellung.
Über das sympathische Nervensystem werden bei starken Emotionen folgende Veränderungen ausgelöst,
die jedoch nicht alle gleichzeitig erfolgen müssen:
1. Ansteigen von Blutdruck und Herzschlag
2. Beschleunigung der Atmung
3. Ansteigen BZS
4. Verlangsamung Verdauung
5. Blutverteilung wird von Eingeweiden und Magen zum Gehirn und der
Skelettmuskulatur umverteilt
6. Ansteigen des Blutgerinngungsfaktors
7. Vermehrte Schweißbildung
8. Erweiterung der Pupillen
9. Gänsehaut
Der Organismus koordinert also die adaptive Vorbereitung auf Kampf
oder Flucht. Wenn sich die emotionale Erregung legt, wird die Aktivierung
des sympathischen Nervensystems abgelöst, durch die des parasympathischen Nervensystems.
Dies geschieht v.a. durch die Hemmung der Adrenalin-Ausschüttung.
Die Funktionen des autonomen NS werden durch die neuronale Aktivität bestimmter Hirnzentren gesteuert,
zu denen v.a. der Hypothalamus und Teile des Limbischen Systems gehören. Von hier aus gehen die
erregenden Impulse zu Kernen des Hirnstammes, von wo aus die autonomen Funktionen kontrolliert
werden, die direkt die einzelnen Organe versorgen aber gleichzeitig indirekt über die Stimulierung der
Nebennierenrindenhormone weitere körperliche Veränderungen veranlassen. Extrem starke und lange
Erregung kann zu körperlichen Schädigungen führen. Zu wenig Erregung kann sich auf das
Leistungsverhalten ebenso negativ auswirken, während eine mittlere emotionale Erregung für das Gelingen
guter Leistung unbedingt erforderlich ist.
Die paarsympathische Ruhestellung wichtiger Körperfunktionen bietet eine Erklärung für den plötzlichen
Vodoo-Tod, den Personen nach einer zutiefst erniedrigenden Terrorisierung durch eine Überreaktion des
Parasympathikus erleiden, die das Herz zum Stillstand bringen kann.
Unterschiedliche Emotionen werden in unterschiedlichen Bereichen des Cortex verarbeitet. Wenn wir zB
negative Emotionen (Ekel) emp nden, zeigt sich im EEG mehr Aktivität im rechten präfrontalen Cortex als im
linken. Bei Menschen die generell negativ eingestellt sind oder die zu Depressionen neigen, ndet sich hier
eine höhere Aktivität.
In der erhöhten rechtsfrontalen Aktivität wird eine Aktivierung des Meidungs- oder Rückzugsystems
gesehen.
Bei Menschen in positiver Stimmung oder freudiger Erregung wird eine gesteigerte Aktivität in den linken
Frontallappen sichtbar.
12.2 Frühe Theorien der Emotion
12.2.1 James-Lange-Theorie
Die Theorie geht davon aus, dass bestimmte instinktive Reaktionen, wie das Zittern oder Weglaufen
angesichts einer Bedrohung, mit viszeralen Erregungen verbunden sind, die dann im Gehirn die
Emp ndungen einer bestimmten Emotion hervorrufen. Die subjektive Wahrnehmung der körperlichen
Veränderung ist dann die Emotion. „Wir sind traurig, weil wir weinen“
Stimulus -> physiologische Erregung & emotionsspezi sches Ausdrucksverhalten -> subjektives Erleben der Emotion
Die unterschiedliche Erregung des autonomen viszeralen Systems bildet die Grundlage der
unterschiedlichen Emotionen.
Nach der James-Lange-Theorie wird von der Reizsituation zuerst eine körperlich-physiologische Reaktion
ausgelöst, und das Emp nden gerade dieses erregenden Ereignisses ist die Emotion.
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