9 Entwicklungspsychologie
9.1 Grundlagen der Entwicklungspsychologie
Zielgerichtete Reihe von miteinander zusammenhängenden Veränderungen des Erlebens
und Verhaltens im Laufe des Lebens
Beschäftigt sich mit Veränderungen + Ursachen + Aufgaben, die jmd lösen muss
- Kinder-, Jugendpsychologie
- Erwachsenenpsychologie
- Alters- bzw Gerontopsychologie
Quer- und Längsschnittstudie
Querschnittsmethode: mehrere Stichproben (verschiedene Altersgruppen) wird nur zu einem
einzigen Zeitraum beobachtet
- Leicht anzuwenden
- Bringt schnelle Ergebnisse, vergleichbar
- Jedoch Entwicklungsverlauf nicht beobachtbar
Längsschnittmethode: eine Stichprobe (nur eine Altersgruppe) wird über einen längeren Zeitraum
beobachtet
- Entwicklungsverlauf beobachtbar
- Langsame Ergebnisse, da großer Zeitaufwand
- Ausscheiden durch zb Tod unvermeidbar
Stichproben nicht verallgemeinbar
Merkmale der Entwicklung
- Kontinuierlich, nicht stufenweise
Logische Reihenfolge/Irreversibilität: nicht umkehrbare Abfolge von Veränderungen (Wort vor Satz,
Krabbeln vor Laufen,..)
Lebensalterbezogenheit: Möglichkeit des Zuordnens von Veränderungen zu einzelnen Altersspannen
(auffällig, wenn 2 Jahre altes Kind nicht reden kann)
Differenzierung: Vorgang zunehmender Ausgliederung psychischer/physischer Merkmale von
unspezialisierten in spezialisierten Zustand (aus unkontrollierten Bewegungen wird Feinmotorik / aus
undifferenzierter Erregung der ersten Lebenstage werden Emotionen)
Integration: Vorgang, isolierte Einzelteile und Funktionen in Zusammenhang zu setzen und als etwas
Ganzes wahrzunehmen (Bewegungen und Sinne sind erst parallel, wirken zusammen als gezieltes
Greifen nach etwas)
Kanalisierung: Vorgang, in dem sich bestimmte Verhaltensweisen aus allen möglichen herausbilden
(bestimmte Interessen, Einstellungen)
Stabilisierung: Verfestigung von Verhaltensweisen im Laufe der Entwicklung (Essgewohnheiten,
Meinungen – können zu Vorurteilen führen)
, Faktoren der Entwicklung und ihre Wechselwirkung
1. Genetische Faktoren
- Anlage=Genetische Ausstattung
- Gene=individuelle Vererbungseinheiten, die Chromosomen bilden und weitergegeben
werden
- Genetische Faktoren stellen Entwicklungspotenzial dar (Fähigkeiten), die sich durch
Umwelteinflüsse entfalten müssen – Schädigungen machen Entwicklung unmöglich
Programm der Entwicklung
2. Umwelteinflüsse (Exogene Faktoren)
Alle (in)direkten Einflüsse, denen man im gesamten Leben ausgesetzt ist
- Ist die Bedingung, ob sich Erbanlagen gut oder schlecht entfalten können
Schrittmacher der Entwicklung
- Sind auf Genetik angewiesen, bestimmen aber, was wann wie gelernt wird (zb welche
Sprache, wie sie gelernt wird, wann)
3. Selbststeuerung (Autogene Faktoren)
Alle Kräfte, mit denen ein Individuum als aktives Wesen von sich aus
Entwicklungsprozesse herbeiführt und beeinflusst
- Kann Wirkung von 1. Und 2. Verstärken bzw. abschwächen (Zb Begabung, die nicht
ausgeschöpft wird, bleibt auf der Strecke)
- Handlungen auf Basis der Anlagen, Erfahrungen, Umwelt
Gestalter der Entwicklung
Alle 3 sind voneinander abhängig, sind 2 gleich, ist die Wirkung des 3. Anders
(Interaktion – Zusammenspiel, das auftritt, wenn ein Faktor „Selbststeuerung“ von einem anderen
„Umwelt“ abhängt)
Zb eineiige Zwillinge mit gleicher Umwelt können verschiedene Persönlichkeiten durch
Selbststeuerung entwickeln
Kritische und sensible Phasen
- Kritische Phase: bestimmter Zeitraum, in dem bestimmte Verhaltensweisen dauerhaft
festgelegt werden / Entwicklungen stattfinden und außerhalb dieses Zeitraumes nicht mehr
geändert werden können (zb Sozialisierungsphase bei Hunden – erste 14 Wochen /
Sprachentwicklung – nach 12. Lj nicht mehr möglich / emotionale Bindungsfähigkeit durch
frühe, positiv emotionale Bindung zur Mutter)
- Sensible Phase: bestimmter Zeitraum, in dem ein Individuum für bestimmte
Verhaltensweisen besonders empfänglich ist + Lernen unbewusst und extrem einfach ist,
außerhalb schwierig, aber bis zu einem gewissen Grad verändert werden können
(Fähigkeiten wie Sehen, Lernfähigkeit,… / Trotzalter gilt als k.P. für Selbständigkeit,
Autonomie – 2./3. Lj)
Wichtig für Erzieher, damit Kind bestimmte Fähigkeiten entwickeln kann und
Anforderungen, für die es noch nicht bereit ist, vermieden werden