Treichel: Der Verlorene – Familiengeschichten
Ursachen
historisch: verlorener Krieg, Flucht und Vertreibung (Verlust der Existenz (wirt.)),
Erfahrungen im Flüchtlingstreck
Überreste Nazi-Ideologie, von Vorurteilen geprägtes Weltbild
persönlich: verlorener Sohn (Verlust eines Familienmitglieds), Flucht, Vergewaltigung
direkte Auswirkungen Eltern (Trauma einer Bevölkerung + persönliches Trauma, nicht verarbeitet)
Schuld und Scham (faktische Schuld bedingt gefühlte Scham) Vorwürfe Weggeben
Arnolds, Vergewaltigung (Intimszenen, Unfähigkeit zur Nähe)
Tabus (Verdrängung)
Versuch der Kompensation (Arbeit, verzweifelte Suche, autoritäres Verhalten)
(falsche) Hoffnung (Arnold, psychische Belastung)
gesundheitliche Probleme
indirekte Auswirkungen Erzähler
unvollständige Rekonstruktion seiner Familienvergangenheit, sogar Lügen (verhungert), von
Schuld und Scham verseuchtes Umfeld
Schuld und Scham (unbewusste Traumataweitergabe) eigenes Unverständnis
gestörte Interaktion, Vernachlässigung, Minderwertigkeit, unbefriedigtes Nähebedürfnis,
Schutz, Fürsorge (Traumataweitergabe)
Distanz, mangelnde Verarbeitung/Aufarbeitung, gestörte Kommunikation, keine
Bezugspersonen (Trauma der Eltern)
Identitätskrise
eigenes Bindungstrauma (wechselnde Gefühle (stolz auf Arnold, Angst vor Rückkehr, Neid
(Arnold glücklicher, bevorzugt, Teil der Geschichte, im Zentrum) , Vergleich sabotieren,
Schadenfreude wegen gescheiterter Adoption), Unsicherheit (Reaktion auf Traurigkeit der
Mutter))
psychosomatische Krankheit ()
Schuld und Scham
Schuld ist das Verantwortlichsein für einen unheilvollen, strafwürdigen, bestimmten, Geboten
zuwiderlaufenden Vorgang durch aktives Handeln oder willentliches Unterlassen
Scham ist eine anerzogene menschliche Unlustreaktion (Schamgefühl), die sich häufig auf die
Verletzung der Intimsphäre bezieht
Beide können zusammenhängen (sich für Schuld schämen), müssen es aber nicht (sich nicht dafür
schämen). Schuld ist einfacher aufzuheben, da Scham ein Gefühl ist.
Mutter Weggabe von Arnold/Fehlentscheidung Schuld (hadert)
Gefühl der Kriegsschuld?
, öffentliche Vergewaltigung, egoistisches? Weggeben von Arnold Scham
Mutter schuldig? Deutsche Bevölkerung schuldig?
Traumata
Ereignisse übertreffen die psychische Belastungsgrenze des Individuums und werden nicht
adäquat verarbeitet. Führt zur Spaltung der Seele. Bloße Zeugenschaft genügt.
Symptome
Verdrängungsverhalten (Repression) Freud: Unerwünschte Gefühle von Schuld und
Scham, welche Selbstwertgefühl herabsetzen werden in das Unbewusste verdrängt, können
jedoch als unbewusste Ersatzhandlungen und Träume hervorkommen. Die permanente
Abwehr solcher Gefühle raubt psychische Energie und führt zu bsp. Depressionen
Todesangst
Überflutung durch körperlichen Schmerz und psychosomatische Krankheiten
psychische Störungen (Depression, Phobien, Panikattacken, Zwangs-/Symbolhandlungen,
Suchtverhalten, Selbstverletzung, Psychosen (Verlust der Realität)
Merkmale traumatisierter Anteil
verharrt auf Altersstufe zum Zeitpunkt des Traumas
speichert Erinnerung an das Trauma (Mutter)
wiederholt Traumasituation unbewusst, sucht Ausweg aus dem Trauma (Mutter „das
Schreckliche, der Russe, Vater konnte ihr nicht helfen“, Erzähler „hätte Arnold ohne weiteres
ersetzt“(S.140))
kann getriggert werden (Fotobuch)
Merkmale gesundem seelischem Teil
Wahrnehmungsoffenheit
Fähigkeit der Gefühlsregulation
Grundvertrauen
Bindungsfähigkeit
sich lösen/abgrenzen können
Empathie
gute Erinnerungsfähigkeit
Reflexionsfähigkeit (Erzähler versucht „Leben gerettet“)
Verantwortungsbereitschaft
Realitätsorientierung (vernachlässigt vorhandenen Sohn)
Wahrheitsliebe
Hoffnung
vor allem die Mutter weist beinahe keine gesunden Merkmale auf schwer traumatisiert
1. Existenztrauma (Flucht, Miterleben von Tod) Hungertod Arnold
Folgen: Ängste (vermeiden zu reisen), Phobien, Panikattacken, Zwangshandlungen
(Sonntagsprozession)
2. Verlusttrauma (Arnold, Existenz, Heimat) „Zuhaus“ immernoch weg (S.1)
Folgen: Niedergeschlagenheit, Depression (Mutter), Suizidalität