I. Lernen, Gedächtnis und Wissenserwerb
7. Informelles Lernen
Lernen zentraler lebenslanger Prozess: vielfältige Kontexte, unterschiedliche Situationen, gezielt & beiläufig, bewusst & unbewusst
—> rasante Entwicklung der Wissens- & Informationsgesellschaft —> ständige Weiterentwicklung nötig (Düx & Sass 2005)
Formale Bildungsinstitutionen können das nicht allein Bewerkstelligen (Fokus auf bestimmte Lebensphasen)
—> Informelles Lernen als Ergänzung (nicht als Gegensatz)
Informelles Lernen (John Dewey)
= selbstgesteuerte, bewusst oder unbewusst, ablaufende, beiläufiger oder gezielte Implizites Lernen = Inzidentelles Lernen, aber
Lernprozesse außerhalb formaler Bildungskontexte (unabhängig vom Alter,…) Lernprozess & Lernergebnis nicht bewusst/
keine Reflexion möglich
Informelles lernen: Selbstgesteuert:
• lernen im Alltag —> stark Erfahrungsbasiert Aus Sicht des lernenden: • selbstinitiiert • Zielgerichtet
• Ohne Anleitung • kann sie gerichtet sein • Planvoll • Bewusst
• Kein von außen festgelegtes Lernziel • Teilweise beiläufig
• Lerninhalt, -zeit, -ziel, -Methode Nicht Strukturiert Inzidentell:
• Lebenslang und überall • selbstinitiiert • Beiläufig/zufällig
• Bewusstheitsfähigkeit &Reflexivität zentrales Merkmal —> implizites Lernen keine Unterform • Nicht zielgerichtet • Unbewusst
Nicht-formales Lernen: Aus Sicht des Lernenden: (Aufteilung in 3 Arten
• klar, definierter Ort (nicht (Aus-(bildungsinstitution) • freiwillig • Bewusst Europäische Kommission
• Teil formulierter Bildungsauftrag • zielgerichtet • Teilweise individuell 2001, Dohmen 2001/2)
• Lerninhalt, -zeit, -ziel, -Methode Strukturiert
Formales Lernen: Aus Sicht des lernenden:
• Lernen in (Aus-)bildungsinstitutionen • Orientiert an Curriculum • obligatorisch
• Pädagogisch angeleitet • Anerkannte Zertifizierung • Zielgerichtet
• Lerninhalt, -zeit, -ziel, -Methode Strukturiert • Begrenzt auf bestimmte Lebensphasen & Lernorte • Bewusst
Betrachtung von drei Dimensionen für differenzierte Betrachtung von Informellen Lernen in unterschiedlichen Kontexten: (Düx & Rauschenbach 2010)
1. Bildungsort (wo wird gelernt?): 3. Bildungsmodalität (wie wird gelernt?):
Orte, wo unzweifelhaft gelernt wird, aber nicht • explizit & implizit
direkt Teil des Bildungssystems sind • intendiert & nicht intendiert
z.b. Kinder und Jugendarbeit, Sportvereine,… • geplant oder zufällig
• direkt oder indirekt
• extrem oder intrinsische motiviert
2. Bildungsinhalte (was wird gelernt?): • Bewusst gestaltet, oder integriert in alltägliche
Themen, nicht oder nur am Rande im Lehrplänen, aber Anforderungs- oder Problemsituation
für Kompetenzprofil Erwachsener grundlegende
Bedeutung
Z.b. kognitive und soziale Kompetenzen
(Verantwortungsbewusstsein, Selbstständigkeit,…
, 7.3. Kontexte informellen Lernens im Kindes und JugendAlter
Informelles Lernen in der Familie:
Familie:
• verwandtschaftliche, soziale und/oder juristische Beziehungen innerhalb und zwischen Generationen
• Zeichnen sich durch Zusammengehörigkeit, Zusammenleben und Kooperationen aus
• Intime, emotionale und auf Nähe und Liebe gründende basis
• Zwei Personen unterschiedlicher Generationen (allein erziehende Familie)
Familie zentrale Rolle bis tief in die Schulzeit: Einfluss auf Entwicklungs-, Lern- und Bildungsprozesse durch
• alltägliche Präsenz
• Lebenslange Bedeutung
• Gatekeeper-Funktion: Eröffnung/Verschließung von Zugang zu anderen Erfahrungswelten (Betz 2005, Grunert 2005/6)
Über informelles Lernen in der Familie erhalten Menschen (bzw. Wird gefördert)
1. Alltagskompetenzen z.b. 2. Grundlegende 3. • Personale • emotionale 4. Persönlichen Habitus
• Haushaltsführung Fähigkeiten & • soziale • kognitive (grundlegende Einstellungen,…)
• Umgang mit Geld Bereitschaften für Fähigkeiten und Kompetenzen mit sich —> Verhalten, Denkensweisen,
• Information literacy“ = Informationen Lern- & selbst und der kulturellen, sozialen & Werte,
differenziert betrachten Bildungsprozesse materiellen Welt Kommunikationsformen,…
(Smolka & Rupp 2007) (BMFSFJ 2002) (Düx % Rauschenbach 2016)
Charakteristika informellen Lernens in der Familie Qualität & Ausmaß der informell (3.) erlangten Kompetenzen entscheidende
• geringe Struktur, Planung & Vorbereitung Vorraussetzung für Bildungserfolg!! Abhängig von… (Büchner & Brake 2007)
d.h. Erfahrungsbasiert, Lebensweltnah & Situativ • sozio-emotionale Qualität (Düx %
Z.b. familiärer Alltag, Gespräche & Interaktion,… • Ökonomische, soziale & kulturelle Ressourcen Rauschenbach
(Düx % Rauschenbach 2016) • Interesse der Familie (Gatekeeper-Funktion) 2016)
Aufgabe & Herausforderung für die Schule: (Helsper & Hummrich 2008) Anerkennung der Familie als
Bündelung und Verknüpfung von Bildungsleistungen unterschiedlichster Bildungsorte grundlegende und begleitende
—> Ziel: Umfangreiche Kompetenzentwicklung & Ausgleich von Benachteiligungen jeglicher Art Bildungsinstitution
Informelles lernen in der Gleichaltrigengruppe (Peergroup) Mit dem Alter, vor allem Übergang in Jugendalter,
Peers bedeutender als Familie oder Schule
Peers = Gleichaltrigengruppe (Düx & Rauschenbach 2016)
• über längeren Zeitraum stattfindende direkte Interaktion • Interaktion auf Augenhöhe, aber Beliebtheit, Akzeptanz, …
• Unterschiedliche soziale Konstellationen (z.b. Freundschaften, Clique) mit kann unterschiedlich sein (Brake & Büchner 2013)
Unterschieden in Nähe und Verbindlichkeit • Beziehungsstrukturen & Interaktionsmöglichkeiten bieten
• durch Ausgewogene Machtverhältnisse d.h. Gleichrangigkeit gekennzeichnet 1. Wichtiges Erfahrungsumfeld bei Übergang von Familie zu
eigenem soziales Netzwerk (Schröder 2006)
2. Bildungsgelegenheite & -Prozesse für 3 Arten d. Lernens
Vielfältige Lernmöglichkeiten (Harring 2007)
• freiwillig, nebenher, implizit und ungeplant Informationen, Erfahrungen & Wissen austauschen und zu vertiefen —> mit & von Gleichaltrigen
—> Entwicklung persönlicher Interessen, personaler sozialer & kognitiver Kompetenzen, Normen, Werte, Verhaltensweisen, Zielsetzungen
—> Konfrontation mit anderen Jugendlichen: Konfliktbewältigung, Aushandlung & Kooperation, Selbstbehauptungsstrategien,… —> zentral für Arbeitswelt
(Düx % Rauschenbach 2016)
• geschützter Raum: Entwicklung eigener Idenität, Umgang mit eigenem Körper, Identifikation mit Geschlechterrolle,…
—> Freundeskreis zentral als vertrauensvolle Gesprächspartner, Förder, Unterstützer & Ratgeber: vor allem in Notlagen (Harring 2007)
—> Befriedigung zentraler Bedürfnisse Akzeptanz & Integration —> positive Auswirkung auf intellektuelle, personale und soziale Entwicklung
Grundsätzlich: erworbene Kenntnisse & Fertigkeiten eine Schnittmenge der Bildungsprozesse aus Bildungsorten Peers, Familie und Schule!